Trader Andre Witzel
Geschrieben von: Andre Witzel
Avatar Maren Dinges
Überprüft von: Maren Dinges
Finanzierung

Inflation ist ein wirtschaftliches Phänomen, das durch einen allgemeinen Anstieg des Preisniveaus für Güter und Dienstleistungen in einer Volkswirtschaft gekennzeichnet ist. Dies führt dazu, dass die Kaufkraft einer Währung abnimmt, da die gleiche Menge Geld weniger Güter und Dienstleistungen kaufen kann. Eine Inflation liegt aber nur dann vor, wenn mehrere Güter teurer werden und nicht nur eines.

Gleichzeitig sinkt also auch die Kaufkraft des Geldes. Eine der zentralen Aufgaben der Zentralbanken, beispielsweise der Europäischen Zentralbank, ist es, das Preisniveau stabil zu halten. Eventuell denken Sie jetzt, dass sich diese beiden Tatsachen ausschließen. Dem ist aber nicht so: Um das genaue Gegenteil, nämlich eine Deflation, zu verhindern, ist ein leichter Anstieg des Preisniveaus sogar gut. Die EZB passt ihre Geldpolitik daher entsprechend an, um die Inflationsrate bei ungefähr zwei Prozent zu halten.

Die Deflation als Gegenteil der Inflation
Von Deflation spricht man, wenn das Preisniveau entsprechend sinkt. Der Wert des Geldes steigt simultan dazu an. Ähnlich wie die Inflation kann auch eine unkontrollierte Deflation negative Auswirkungen auf eine Volkswirtschaft haben. Unternehmen sind gezwungen, auf das sinkende Preisniveau zu reagieren – im schlimmsten Fall würden nachlassende Gewinne, sinkende Löhne oder sogar Entlassungen der Mitarbeiter zu Buche schlagen. Der Konsum der Verbraucher geht ebenfalls zurück, da die Hoffnung auf stetig fallende Preise besteht.
Was ist die Inflation? - Definition & Beispiele; Infografik

Wissenswertes zur Inflation:

  • Eine Inflation liegt vor, wenn das Preisniveau am Markt steigt.
  • Das eigene Geld wird in diesem Zuge weniger Wert.
  • Gleichzeitig sinkt die Kaufkraft am Börsenmarkt.

Warum kommt es zu einer Inflation?

Grundsätzlich können mehrere Ursachen das Preisniveau in einem Land ansteigen lassen. Oftmals sind folgende Faktoren zu beobachten:

Geldpolitik der EZB:

Eine Inflation kann oft die Folge sein, wenn eine Marktwirtschaft mit Geld geflutet wird. Das Verhältnis von Geldmenge zu Gütermenge kippt dann in Richtung des Geldes. Es kann also grundsätzlich mehr ausgegeben werden und die Nachfrage nach Gütern erhöht sich. Nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage steigen bei einer höheren Nachfrage die Preise. Geld ist zu viel da, deswegen verliert es an Wert. Das wohl berühmteste Beispiel einer Inflation hat sich in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg zugetragen.

Hohe Nachfrage:

Der Preis von Waren und Dienstleistungen steigt, wenn diese verstärkt nachgefragt werden. Ökonomen sprechen hier von einer sogenannten Nachfrageinflation, die vor allem in boomenden Phasen mit einer starken Konjunktur auftreten.

Weitere Faktoren:

Je knapper ein Gut ist, desto eher erhöht sich der Preis. Auch geben Unternehmen steigende Produktionskosten (bei Materialien oder Mitarbeitern) gerne an die Endkonsumenten weiter, da sie weiter Gewinne schreiben möchten.

Welche Folgen hat die Inflation?

Die EZB steuert mit ihrer Geldpolitik die Geldmenge in einem Wirtschaftskreislauf und damit auch das Preisniveau. Diese beiden Faktoren sollten sich ungefähr die Waage halten. Eine starke Inflation kann vor allem diese Folgen haben:

  • Es wird nicht mehr so ausgiebig investiert (Unternehmen und Endverbraucher)
  • Die Nachfrage nach bestimmten Gütern wird geringer. Die Firmen reagieren meist mit steigenden Preisen darauf, um die Kosten noch decken zu können.
  • Fährt die EZB gleichzeitig noch eine Politik der Niedrigzinsen, ergibt sich daraus ein negativer Realzins. Davon sind vor allem Sparer betroffen, die ihr Geld auf dem Girokonto liegen haben. Dort wird es sukzessive weniger wert.

Wie wird die Inflation gemessen?

Ein sogenannter Warenkorb hilft dabei, die Inflation in Deutschland zu messen. Dieses Verfahren kommt auch in vielen anderen Ländern zum Einsatz. Gleich einem Einkaufskorb umfasst der Warenkorb die Güter und Dienstleistungen, die ein normaler deutscher Haushalt das Jahr über kauft. Darunter fallen alle Lebenshaltungskosten wie Lebensmittel oder Miete. Je nachdem, wie viel Geld ein Haushalt tatsächlich für etwas aufwendet, wird die Gewichtung angepasst. Die Preise für die Waren vergleicht man dann mit denen eines Referenzjahres. Dieser Warenkorb wird meist alle fünf Jahre angepasst. Daraus wird die Inflationsrate ersichtlich. Es kann darüber diskutiert werden, inwiefern diese Methode wirklich ein genaues Bild über die Inflation bietet, gerade in Bezug auf das eher sprunghafte Konsumentenverhalten.

Vor – und Nachteile einer Inflation

Die Inflation zeichnet sich durch einige Vorteile aus, geht aber auch mit teils gravierenden Nachteilen einher. Die Vorteile liegen vor allem bei Schuldnern. Durch die zunehmende Entwertung des Geldes, sind auch Forderungen weniger wert. Hier profitiert also primär ein verschuldeter Staat, besonders wenn die Inflationsrate den Zinssatz des geliehenen Geldes übersteigt.

Auf der Nachteilsseite steht vor allem die Bevölkerung und hier besonders Sparer und Gläubiger. Nicht nur das Ersparte auf der Bank verliert immer mehr an Wert, dasselbe passiert mit den Forderungen gegenüber einem Schuldner. Auch der Endverbraucher schaut in die Röhre, da die Kaufkraft des eigenen Gehalts verringert wird, der Lohn aber nicht entsprechend nach oben angepasst wird.

Inflationsarten

Inflation ist nicht gleich Inflation. Der Begriff lässt sich noch weiter differenzieren. Er wird vor allem anhand zweier Merkmale genauer definiert: Wie gut ist die Preissteigerung erkennbar und wie schnell geht sie vonstatten?

Bei einem Preisanstieg, der für jeden ersichtlich ist, spricht man von einer offenen Inflation. Bei einer versteckten Inflation ist zwar das Preisniveau stabil, allerdings lässt die Qualität der Produkte nach. Von einer zurückgestauten Inflation spricht man, wenn ein Staat künstlich das hohe Preisniveau aufrechterhält. Bei der Geschwindigkeit des Preisanstieges lässt sich zwischen „schleichender“ Inflation (gering, aber konstant), „trabender“ Inflation (Preisanstiege im mittleren Bereich), einer „galoppierenden“ Inflation (deutlich erhöhtes Preisniveau) und einer Hyperinflation (absoluter Ausnahmefall) unterscheiden.

Beispiele für Inflation: Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg
Die Bilder sind vielen noch aus dem Geschichtsunterricht im Kopf: Menschen transportieren Berge von Geld zum Einkaufen, ein Laib Brot kostet zeitweise mehrere Milliarden Reichsmark – diese Situationen waren in Deutschland im Jahre 1923 zur Normalität geworden. Die Zentralbank hatte im Vorfeld Unmengen an Geld gedruckt – unter anderem auch um die Reparationsforderungen der Siegermächte erfüllen zu können. Das Angebot blieb aber gleich. Somit wurde das Geld komplett wertlos und die Preise schossen in astronomische Höhen.

Wie beeinflusst die Inflation das eigene Trading?

Es gibt keine allgemeine Regel, welchen Einfluss eine Inflation auf die Finanzmärkte hat. Sie sollten daher beim Trading während einer Inflation immer eine individuelle Analyse der Situation durchführen. Dabei müssen neben der Inflation auch weitere relevante Faktoren berücksichtigt werden. Die Inflation kann Trading dennoch auf verschiedene Arten beeinflussen. Hier sind einige Aspekte, die Sie beim Trading in während einer Inflation berücksichtigen sollten:

  1. Kaufkraftverlust: Eine hohe Inflation führt dazu, dass die Menschen eher weniger kaufen können, da ihr Geld weniger wert ist. Es kommt also zu einem Kaufkraftverlust. Wird weniger gekauft, machen Unternehmen auch weniger Gewinne. Bei einer hohen Inflation kann dieser Zustand über längere Zeit andauern, bis sich der Markt wieder erholt. Sie müssen dann also damit rechnen, dass es bei langfristigen Investitionen zu Verlusten oder einer sehr schwachen Rendite kommen kann.
  2. Zinspolitik: Das Ziel der Europäischen Zentralbank ist eine Inflation von etwa 2 %. Um dies zu erreichen, nutzt sie die Anpassung der Zinssätze. Bei einer zu hohen Inflation werden die Zinsen angehoben, um den Wert des Euros wieder zu erhöhen. Zentralbanken passen oft ihre Zinssätze an, um die Inflation zu steuern. Das hat entspreche Auswirkungen auf den Devisen-Markt und den Handel mit Währungspaaren, die den Euro beinhalten.  
  3. Anlageklassen: Eine hohe Inflation führt oft zu schwachen Aktienkursen. Daher kann es hilfreich sein, Ihr Portfolio um andere Anlageklassen zu erweitern. Einige Sachwerte wie zum Beispiel Immobilien oder Rohstoffe gelten in Zeiten einer hohen Inflation als sicherer und werden daher auch als Inflationsschutz bezeichnet. 
  4. Unternehmensleistung: Unter einer hohen Inflation leiden nicht nur Bürger, sondern auch Unternehmen, die ebenfalls höhere Kosten tragen müssen. Dadurch sinken in dieser Zeit oft die Aktienkurse und Renditen fallen geringer aus. 

Obwohl es einige wiederkehrende Muster gibt, lassen sich die Auswirkungen einer Inflation allerdings nie genau vorhersagen. Denn neben der Inflation gibt es auch noch viele weitere Faktoren, die einen Einfluss auf die Wirtschaft und einzelne Finanzmärkte oder Finanzinstrumente haben. Während viele Unternehmen unter einer hohen Inflation leiden, kann es auch Gewinner geben. Es ist daher wichtig, die Situation so genau wie möglich zu betrachten und seine Handelsstrategie nicht nur an einem Faktor festzumachen. 

Fazit – ein ständiger Begleiter

Über die Auswirkungen der Entscheidungen der Zentralbanken wird am Aktienmarkt häufig diskutiert. Fakt ist aber eines: Eine minimale, aber stetige Inflation wirkt über die Jahrzehnte kapital vernichtend auf Geldwerte. Ein Girokonto wird zwar in 40 Jahren immer noch denselben Betrag aufweisen, in Relation zum Preisniveau ist die Kaufkraft des Geldes aber deutlich gesunken. Ein Portfolio, das diesem Effekt trotzen soll, muss also in jedem Fall Aktien enthalten. Diese sollten möglichst breit diversifiziert sein, da vor allem Wachstumsunternehmen bei einer Inflation gerne unter Druck geraten. Mit einem guten Fundament aus soliden oder langweiligen Firmen, die aber über eine hohe Preissetzungsmacht verfügen, dürfte man hier auf der sicheren Seite sein.

Trader Andre Witzel
Andre Witzel
Gründer & Chefredakteur
Über den Autor: Erfahrener Trader im Bereich Forex, CFDs, Aktien und Futures seit 2013. Über 21.000 Abonnenten auf Youtube und 500 veröffentlichte Trading Videos.
Schreibe einen Kommentar

Trader Andre Witzel
Geschrieben von: Andre Witzel Gründer & Chefredakteur
Erfahrener Trader im Bereich Forex, CFDs, Aktien und Futures seit 2013. Über 21.000 Abonnenten auf Youtube und 500 veröffentlichte Trading Videos.
Avatar Maren Dinges
Reviewed by: Maren Dinges Autorin und Brokerexpertin
Maren ist aktiv im Finanzbereich und redaktioniert bei Trading für Anfänger Themenbereiche wie Portfoliomanagement, Betrug im Anlagensektor und klassische Investitionsmöglichkeiten.
Unser Ziel ist es komplexe finanzielle Informationen verständlicher für den privaten Trader zu machen. Unsere Artikel und Inhalte werden nach strikten redaktionellen Richtlinien bearbeitet. Durch unsere Kriterien und das Überarbeitungssystem stellen wir sicher, dass die Informationen der Richtigkeit entsprechen und auf dem aktuellsten Stand sind. Lies hier unsere redaktionellen Richtlinien.
Trading-fuer-Anfaenger.de ist ein unabhängiges Informations- und Vergleichsportal zu finanziellen Diensten. Wie verdienen Geld indem wir Produkte an unsere Leser empfehlen. Für unsere Leser entstehen dadurch keine Nachteile. Wir empfehlen stehts nur selbst getestete Anbieter mit den besten Konditionen. Lesen Sie hier unsere Finanzierung.