Trader Andre Witzel
Geschrieben von: Andre Witzel
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Finanzierung

Geldmenge oder Money Supply bezeichnet den Bestand an Geld eines Wirtschaftsraums, das im Besitz von Nichtbanken ist. Mit Nichtbanken sind neben dem Staat und den Unternehmen vor allem auch die privaten Haushalte gemeint. Die Menge des Geldes kann durch die Vergabe von Krediten gesteigert und durch die Kredittilgung verkleinert werden. Welche Gelder mit in die Geldmenge des jeweiligen Wirtschaftsraums einfließen, hängt davon ab, wie weit man bezüglich der Bindungsdauer von Geldanlagen die Definition der Geldmenge fasst.

Money Supply: Das Wichtigste in Kürze

  • Zentralbanken bestimmen die sich im Umlauf befindende Geldmenge.
  • Konjunkturelle Veränderungen lassen sich durch Veränderung der Geldmenge steuern.
  • Die sich im Umlauf befindende Geldmenge wirkt sich auf Angebot und Nachfrage an der Börse aus.
Money Supply Infografik
Die Geldmenge wird von der EZB gesteuert.

Wer bestimmt und definiert die Geldmenge?

Die Geldmengen werden jeweils bestimmt und definiert von der jeweiligen Zentralbank des Wirtschaftsraums, in dem man sich aufhält. In der Schweiz als Staat, der nicht zur EU gehört, ist es die Schweizerische Nationalbank, im Falle Deutschlands ist es die Europäische Zentralbank (EZB).

Um die Menge des Geldes zu bestimmen, addiert man die Gelder, die sich außerhalb von Banken befinden, also in den Händen des Staates, im Besitz von Firmen oder Privatpersonen. Die Zentralbanken erstellen nun für die zu ermittelnden Mengen an Geld sogenannte Geldmengenaggregate, denen ein M (der erste Buchstabe des englischen Wortes für Geld, nämlich Money) und eine Zahl zugeordnet wird. Die Bedeutung dieser Definitionen der EZB ist nun folgende:

  • M0: Münzen und Scheine jenseits der EZB plus dem Geldbestand der Kreditinstitute bei der EZB
  • M1: Bargeld, das außerhalb der Banken im Umlauf ist plus Einlagen, die sich auf Konten befinden, über die von Nichtbanken schnell verfügt werden kann (sogenannte Sichteinlagen)
  • M2: M1 plus Geldmengen, die sich auf Konten befinden, deren Bindung nach höchstens zwei Jahren endet
  • M3: M2 plus Wertpapiere auf dem Geldmarkt und Bankschuldverschreibungen mit kurzer Laufzeit

Die Menge des Geldes steigt also an, je höher die Ziffer neben dem M ist. Umgekehrt kann ausgesagt werden, dass die jeweilige Geldmenge desto unmittelbarer als reales Zahlungsmittel genutzt wird, je kleiner die Ziffer ist.

Wie hat sich die Menge des Geldes seit dem Jahr 2000 entwickelt?

Alle Zahlen, die zur Beantwortung dieser Frage herangezogen werden können, sind in dem Zeitraum zwischen 2000 und 2019 Jahr für Jahr gestiegen. Das gilt für alle Definitionen von M1 bis M3. Im Jahr 2000 belief sich die Menge des Geldes der EZB im Rahmen der Definition von M1 bei 1983 Milliarden Euro, bezogen auf die Definition M2 bei 4138 Milliarden Euro und bezogen auf M3 bei 4715 Milliarden Euro. Im Jahr 2019 waren die Menge angestiegen auf 9234 Milliarden Euro (M1), 11631 Milliarden Euro beziehungsweise auf 12272 Milliarden Euro (M3).

In welchen Ländern sind die höchsten Geldmengen zu verzeichnen?

Im Jahr 2017 befand sich die mit Abstand höchste Geldmenge in China (25240 Milliarden US-Dollar). Auf Platz zwei landeten die USA mit 14000 Milliarden Dollar vor Japan mit 8917 Milliarden Dollar. Deutschland wurde in dieser Rangliste Vierter mit 3282 Milliarden Dollar, gefolgt vom Vereinigten Königreich, England, Südkorea, Indien, Hongkong und Italien.

Was passiert, wenn die Geldmenge steigt?

Aktuell steigt die Geldmenge im europäischen Wirtschaftsraum stark an. Im Januar 2021 gab es einen Zuwachs im zweistelligen Bereich. Die Geldmenge, die der Definition von M3 entspricht, stieg um 12,5 Prozent an, obwohl die EZB als Referenz nur einen Steigungswert von 4,5 Prozent angibt. Die Auslöser dieser steigenden Geldmenge sind die Rettungspakete, die die Regierungen geschnürt haben, um den durch die Corona-Pandemie gebeutelten Branchen wieder auf die Beine zu helfen. Die Anleihen, die die verschiedenen Länder zu diesem Zweck ausgegeben haben, wurden von der EZB erworben, die dafür frisches Geld in den Umlauf gebracht hat.

Die Folge dieses Zuflusses an Geld bekommen die Verbraucher durch Preiserhöhungen zu spüren. Denn immer wenn die Menge des Geldes schneller ansteigt als die Menge der zur Verfügung gestellten Waren und Dienstleistungen, erhöht sich gemäß der Quantitätstheorie des Geldes der Preis für diese Güter.

Kann man die Änderung von Money Supply traden?

Ja, es ist durchaus möglich auch die Änderung von Money Supply traden, um Gewinne zu erzielen. Dabei können Sie verschiedene Strategien nutzen, von denen wir hier einige erklären möchten: 

  1. Zinsmärkte und Anleihenhandel: Steigt das Geldangebot, führt das oft zu niedrigeren Zinsen und umgekehrt kann ein sinkender Money Supply dazu führen, dass die Zinsen angehoben werden. Trader, die mit Anleihen handeln, können daher den Money Supply für ihre Handelsstrategie nutzen, indem sie versuchen, von solchen Zinsänderungen zu profitieren. Je nachdem, wie sie die Geldpolitik aufgrund des Money Supply einschätzen, könnten sie entweder Anleihen kaufen oder verkaufen.  
  2. Devisenhandel (Forex): Auch im Währungshandel haben die Zinssätze und damit verbunden auch der Money Supply einen Einfluss auf den Markt. Als Trader könnten Sie auf Währungspaare setzen, die von Zinsdifferenzen profitieren, welche durch Geldangebotsänderungen entstehen.
  3. Aktienmärkte: Wird das Geldangebot durch eine expansive Geldpolitik erhöht, kann das zu einer Veränderung auf den Aktienmärkten führen. In der Regel reagieren Investoren positiv auf eine Erhöhung des Money Supply und sind in der Hoffnung auf höhere Renditen auch zu riskanten Investitionen bereit. Dadurch ist es möglich, aufsteigende Aktienkurse zu setzen.
  4. Rohstoffhandel: Ähnlich wie beim Aktienmarkt kann auch der Rohstoffhandel von einer Erhöhung des Money Supply profitieren. Während eine lockere Geldpolitik für steigende Preise sorgen kann, könnte eine Senkung des Geldangebotes allerdings auch das Gegenteil bewirken. 

Obwohl sich verschiedene Muster erkennen lassen, wie sich Money Supply und die Zinshöhen im Zusammenhang mit verschiedenen Märkten verhalten, gibt es noch viele weitere Bedingungen, die Märkte beeinflussen. Daher sollten Sie beim Erstellen Ihres Handelsplans neben dem Money Supply stets auch andere relevante Faktoren beachten. Achten Sie zudem immer auch darauf, ein ausreichendes Risikomanagement für Ihren Handelsplan zu erstellen, um Verluste möglichst gering zu halten. 

Meist gestellte Fragen:

Was bedeutet M2?

M2 ist das in Umlauf befindliche Bargeld plus Sichteinlagen (also M1) plus Geldmengen auf Konten mit weniger als zwei Jahren Bindungsfrist. M2 erweitert also die Definition der Geldmenge um kurzfristige Anlageformen, die relativ schnell in Bargeld umgewandelt werden können.

Was ist M0?

M0 fasst die Menge an Bargeld zusammen, das sich außerhalb der Banken im Umlauf befindet. Damit ist M0 die kleinste Geldmenge.

Welchen Einfluss hat die Geldmenge auf die Wirtschaft?

Die Geldmenge hat großen Einfluss auf Zinssätze, Inflation und den Konjunkturzyklus. Vereinfacht gesagt verursacht eine hohe Geldmenge einen Anstieg der Inflation, was wiederum zu höheren Zinsen und damit zu einem Abschwung in der Konjunktur führt. Eine niedrige Geldmenge hätte den gegenteiligen Effekt zur Folge.

Wie steuern Zentralbanken die Geldmenge?

Die Steuerung der Geldmenge durch die Zentralbank geschieht hauptsächlich durch den Kauf und Verkauf kurzfristiger Staatsanleihen. Will die Zentralbank die Geldmenge erhöhen, so kauft sie Staatsanleihen mit neu gedrucktem Geld. Umgekehrt würde die Zentralbank Staatsanleihen verkaufen, wenn sie die Geldmenge verkleinern möchte.

Was ist der Unterschied zwischen M0, M1 und M2?

Der Unterschied zwischen M0, M1 und M2 liegt in den Geldmengen, die zur jeweiligen Definition gehören. Während M0 lediglich das in Umlauf befindliche Bargeld umfasst, umfasst M1 das in Umlauf befindliche Bargeld plus die Sichteinlagen bei Banken (einschließlich Girokonten und andere Einlagen, über die sofort verfügt werden kann). M2 geht noch weiter und schließt neben M1 auch Quasigeld ein.

Warum verändert sich die Geldmenge?

Die Geldmengen verändern sich vor allem in Abhängigkeit des Konjunkturzyklus. In Zeiten wirtschaftlichen Aufwschwungs erhöhen sich vor allem die Geldmengen M1, M2 und M3, weil Verbraucher mehr Geld zum Sparen zur Verfügung haben und entsprechend anlegen. Banken veregeben in diesen Phasen zudem mehr Kredite, was die Geldmenge weiter erhöht. Während einer Rezession oder Depression hingegen nehmen diese Geldmengen ab, da Verbraucher ihre Einlagen benötigen, um grundlegende Bedürfnisse abzudecken und Banken weniger Kredite vergeben.

Trader Andre Witzel
Andre Witzel
Gründer & Chefredakteur
Über den Autor: Erfahrener Trader im Bereich Forex, CFDs, Aktien und Futures seit 2013. Über 21.000 Abonnenten auf Youtube und 500 veröffentlichte Trading Videos.
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Reviewed by: Maren Dinges Autorin und Brokerexpertin
Maren ist aktiv im Finanzbereich und redaktioniert bei Trading für Anfänger Themenbereiche wie Portfoliomanagement, Betrug im Anlagensektor und klassische Investitionsmöglichkeiten.
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