Trader Andre Witzel
Geschrieben von: Andre Witzel
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Finanzierung

Die Europäische Zentralbank ist ein Organ der Europäischen Union und für die Geldpolitik im Euroraum verantwortlich. Ihren Sitz hat sie in Frankfurt am Main. Während andere Zentralbanken wie die Federal Reserve in Amerika nur für ein Land zuständig sind, umfasst das Hoheitsgebiet der EZB alle Länder, die den Euro als offizielle Währung haben. In Zusammenarbeit mit den jeweiligen Nationalbanken sorgt die EZB für einen sicheren Euro und eine stabile Inflation.

Entscheidungen von Zentralbanken halten die Anleger immer wieder in Atem, bestimmen sie doch über Zinsen und Inflation. Je nachdem, wie das eigene Portfolio aufgestellt ist, kann dies erheblichen Einfluss auf die ausgewählten Wertpapiere haben. Grund genug, dass ich in diesem Artikel einen genaueren Blick auf die Europäische Zentralbank – kurz EZB – werfe und erkläre, was genau ihre Aufgaben sind.

Die Europäische Zentralbank (EZB) – Definition und Erklärung; Infografik

Die wichtigsten Informationen zur EZB:

  • Die EZB ist die Europäische Zentralbank.
  • Ihr Sitz ist in Frankfurt am Main, Deutschland.
  • Sie gilt als Pendant zur US-Amerikanischen FED.

Die Geschichte der EZB

Die Geschichte der EZB ist eng mit dem Prozess des europäischen Zusammenwachsens verknüpft. Man könnte also an dieser Stelle bei der Gründung der Montanunion im Jahre 1951 beginnen, den Werdegang der EZB vorzustellen. An dieser Stelle beschränken wir uns allerdings auf das Wesentliche. Aber auch dann ist ein Zeitsprung bis ins Jahr 1988 nötig. Der Europäische Rat hatte damals schon das Ziel, eine sogenannte Wirtschafts- und Währungsunion aufzubauen. Dafür wurde zunächst ein freier Warenverkehr innerhalb der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft beschlossen. Ab dem 01. Juli 1990 gehörten also langwierige Zollkontrollen und viele andere bürokratische Barrieren der Vergangenheit an.

Der Vorläufer der Europäischen Zentralbank wurde dann schließlich am 01. Januar 1994 gegründet – das Europäische Währungsinstitut (EWI) wurde aus der Taufe gehoben. Damit war bereits ein wichtiger Schritt hin zu einer gemeinsamen europäischen Währung getan – weitere Weichen wurden in den nächsten Jahren gestellt. Geburtsjahr der EZB ist das Jahr 1998. Sie ist damit als Institution sehr viel jünger als ihre Pendants in Amerika oder England.

Der letzte – und vielleicht wichtigste – Schritt wurde im Jahr 1999 getan. Am 01. Januar wurde der Euro als offizielles Zahlungsmittel in elf von 15 Mitgliedsstaaten eingeführt. Damit wurde die EZB auch gleichzeitig zur Schirmherrin über die europäische Geldpolitik. Seit dieser Geburtsstunde sind acht weitere Länder hinzugekommen.

Welche Aufgaben hat die Europäische Zentralbank?

Im Vertrag zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft wurden die Aufgaben der Europäischen Zentralbank genau definiert. Hauptaufgabe der EZB ist demnach vor allem die Durchführung der von der EU festgelegten Geldpolitik. Gerade die allgemeine Preisstabilität steht hier im Vordergrund. Die EZB versucht also vor allem, eine mögliche Schwankung des Geldwerts sowie eine etwaige Inflation möglichst gering bzw. stabil zu halten. Weiter kann die Europäische Zentralbank Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes nehmen – diese soll möglichst ausgeglichen und „organisch“ vonstattengehen. Eine Rezession soll vermieden werden. Wichtigstes Instrument der EZB ist der sogenannte Leitzins, den sie für die Verleihung von Geld an eine Nationalbank verlangt. Höhere Zinsen geben die Banken dann ebenfalls an die Kunden weiter. Eine Kreditaufnahme wird dann unattraktiv, was die Geldmenge im Wirtschaftskreislauf reduziert. Bei niedrigeren Zinsen ist es attraktiv, mit „fremdem Geld“ zu investieren. Das kurbelt zwar die Wirtschaft an, es ist aber auch mehr Geld im Umlauf („Inflation“).

Die Europäische Zentralbank hat aber noch weitere Aufgaben zu erfüllen. Zu nennen sind hier vor allem folgende:

  • Sie führt Devisengeschäfte durch
  • Sie ist für die Verwaltung der Währungsreserven der einzelnen Länder verantwortlich
  • Sie genehmigt die Ausgabe von Euroscheinen
  • Sie hat die Aufsicht über Kreditinstitute und trägt damit zur Stabilität am Finanzmarkt bei
  • Sie erstellt eine sogenannte Zentralbankbilanz

Die Organe der EZB

Die genaue Struktur der EZB ist recht simpel zu verstehen. Sie verfügt über zwei Beschlussorgane: dem Rat und dem Erweiterten Rat. Die ausführenden Organe der EZB sind die einzelnen Nationalbanken. Gemeinsam mit diesen bildet die EZB das sogenannte „Europäische System der Zentralbanken“ (EZSB). Wichtig zu verstehen ist, dass die jeweiligen Nationalbanken direkt der EZB unterstehen und nicht den jeweiligen Landesregierungen.

Aber wie ist die Europäische Zentralbank intern aufgebaut? Das sogenannte Direktorium fungiert als ausführendes Organ. Innerhalb der EZB gibt es aber weitere Instanzen:

  • Präsident / Präsidentin der EZB: Der Präsident oder die Präsidentin der EZB steht an ihrer Spitze und vertritt sie nach außen. Gleichzeitig ist der Präsident Vorsitzender des Direktoriums. Der Europäische Rat ist für die Wahl des Präsidenten verantwortlich. Nach acht Jahren endet diese Amtszeit, eine Wiederwahl ist nicht möglich. Die Französin Christine Lagarde ist seit 2019 im Amt.
  • Das Direktorium: Das Direktorium ist für die Geschäftsführung der EZB verantwortlich und stellt sicher, dass die jeweiligen Nationalbanken die Vorgaben umsetzen. Der Präsident / die Präsidentin hat bei diesem Organ den Vorsitz. Daneben ist auch der direkte Stellvertreter des Präsidenten und vier weitere Mitglieder in diesem Gremium vertreten.
  • EZB-Rat: Dieses Organ umfasst die Mitglieder des Direktoriums und alle Präsidenten der jeweiligen Zentralbanken (innerhalb der Währungsunion). Der EZB – Rat ist in erster Linie ein beschließendes Organ und legt wichtige Entscheidungen wie beispielsweise die Höhe der Leitzinsen oder die allgemeine Geldpolitik der EZB fest. Inhalte des Rats sind meist vertraulich, können aber auch veröffentlicht werden.
  • Der Erweiterte Rat: Der Erweiterte Rat der EZB ergänzt den „einfachen“ Rat um alle Präsidenten der Nationalbanken von EU – Mitgliedsstaaten – auch von jenen Ländern, die noch nicht auf den Euro umgestiegen sind. Dieses Organ erhebt vor allem wichtige Daten und wertet diese aus. Ihm kommt eine wichtige Beraterfunktion bei der Aufnahme von weiteren Ländern in die Währungsunion zu. Dieses Gremium existiert nur so lange, bis alle EU – Mitgliedsstaaten den Euro eingeführt haben.

Wie kann die EZB das eigene Trading beeinflussen?

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat verschiedene Instrumente zur Verfügung, um die Währungs- und Wirtschaftspolitik in der Eurozone auszuführen und damit die Preisstabilität zu gewähren. Eine der wichtigsten Methoden ist die Geldpolitik, die durch den EZB-Rat gesteuert wird. Die Europäische Zentralbank ist zum Beispiel dafür zuständig, zweimal jährlich den Leitzins festzulegen. Entscheidet sich die EZB den Leitzins zu ändern, eröffnen sich dadurch oft Chancen auf dem Forex-Markt. 

Eine Senkung der Zinssätze führt meist dazu, dass auch der Euro schwächer gewertet wird. Der geringere Wert wirkt sich dann auf Währungspaare, die den Euro enthalten, aus. Umgekehrt kann eine Erhöhung des Leitzinses dazu führen, dass der Euro an Wert gewinnt. Dadurch kann ein sogenannter Ripple-Effekt entstehen. Dabei steigt zwar der Wert des Euros, die Aktie verliert aber dennoch an Wert. Ein niedriger Zinssatz und schwächer werdender Euro, kann dagegen dazu führen, dass die Aktie mehr wert ist. 

Eine hohe Inflation und steigende Zinsen erscheinen für Anleger zunächst unerwünscht. Insbesondere Aktien bieten dennoch eine Möglichkeit, Renditen einzufahren. Denn in dieser Situation sinken die Aktienkurse zunächst, wodurch es möglich ist, Aktien günstig zu kaufen, in der Annahme, diese später zu höheren Preisen wieder verkaufen zu können. Hier ist es allerdings wichtig, die Situation genau zu analysieren, um in die richtigen Aktien und Unternehmen zu investieren. Weniger risikoreich sind Branchen ETFs, bei denen die Streuung dafür sorgt, das Verlustrisiko zu senken. 

Um vorherzusehen, welche Entscheidungen die EZB treffen wird, verfolgen viele Trader die Aussagen zum Beispiel von Mitgliedern aus dem EZB-Rat. So lässt sich erahnen, welchen Kurs die Europäische Zentralbank zukünftig einschlagen wird. Mit diesen Informationen können Sie versuchen, Ihr Portfolio zu optimieren, um schon vorher für kommende Änderungen bereit zu sein. 

Fazit – Grundlagenwissen an der Börse

Die Entscheidungen der EZB haben Einfluss auf Ihre Tätigkeit als Privatanleger an der Börse. Je nach Anlagehorizont können diese Auswirkungen aber schwerer oder leichter ins Gewicht fallen. Legen Sie Ihr Geld über 20 Jahre in einem breit gestreuten Portfolio an, sind die Beschlüsse eher ein Tropfen auf dem heißen Stein. Und trotzdem werden wir auch im Alltag von den Entscheidungen der Zentralbank beeinflusst. Gerade der niedrige Leitzins der letzten Jahre betrifft vor allem die sparsamen Zeitgenossen. Die Banken geben die niedrigen Zinsen an ihre Kunden weiter – vermeintlich sichere Sparanlagen werfen daher kaum noch Gewinne ab und werden durch die Inflation über Jahre und Jahrzehnte immer weniger wert.

So bleibt für Privatpersonen nur noch der Schritt an die Börse, um sich selbst eine gute Altersvorsorge zu schaffen. So oder so: Das Wissen um die Aufgaben der EZB gehört zu den Grundlagen an der Börse. Zwar sollten Sie auf eine Senkung oder Erhöhung des Leitzinses nicht panisch reagieren, allerdings ist es essenziell, die Grundlagen unseres Wirtschaftskreislaufs zu verstehen. Viel Spaß bei der Anwendung Ihres neuen Wissens.

Meist gestellte Fragen:

Was ist die EZB einfach erklärt?

Die EZB (Europäische Zentralbank) ist die Zentralbank, die für den gesamten Euroraum zuständig ist. In dieser Funktion legt sie Zinssätze fest und steuert die Geldpolitik mit dem Ziel, Preisstabilität zu gewährleisten.

Wie hoch ist der Leitzins der EZB?

Zum aktuellen Zeitpunkt (Stand März 2024) liegt der Leitzins der europäischen Zentralbank bei 4,5 Prozent. Damit bleibt der Leitzins seit September 2023 unverändert.

Wer ist der aktuelle Präsident der EZB?

Derzeit (Stand März 2024) ist Christine Lagarde die Präsidentin der Europäischen Zentralbank. Sie ist die Nachfolgerin von Mario Draghi, der dieses Amt vom 1. November 2011 bis 31. Oktober 2019 innehatte.

Trader Andre Witzel
Andre Witzel
Gründer & Chefredakteur
Über den Autor: Erfahrener Trader im Bereich Forex, CFDs, Aktien und Futures seit 2013. Über 21.000 Abonnenten auf Youtube und 500 veröffentlichte Trading Videos.
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Reviewed by: Maren Dinges Autorin und Brokerexpertin
Maren ist aktiv im Finanzbereich und redaktioniert bei Trading für Anfänger Themenbereiche wie Portfoliomanagement, Betrug im Anlagensektor und klassische Investitionsmöglichkeiten.
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