Ein Bärenmarkt beschreibt über einen längeren Zeitraum anhaltende Kursrückgänge. Ökonomen definieren einen Bärenmarkt als einen Rückgang von 20 % oder mehr eines wichtigen Börsenindex über einen längeren Zeitraum. Ein Bärenmarkt ist das Gegenteil eines Bullenmarktes, einer Periode, die durch Marktgewinne von 20 % oder mehr gekennzeichnet ist.
Folgend wird alles Wichtige geklärt.
Key Facts: Bärenmarkt
- Begriff aus der Börsensprache, Bärenmarkt symbolisiert dauerhaft fallende Kurse am Aktienmarkt
- Typischerweise definiert als Rückgang von 20 % oder mehr vom jüngsten Hoch
- Kann Wochen, Monate oder sogar Jahre dauern
- Wird oft durch wirtschaftliche Rezession oder eine Inflation ausgelöst
- Investoren reagieren oft mit Verkauf von Aktien und anderen Assets
- Wichtige Strategien als Trader im Bärenmarkt sind Short-Positionen
Was bedeutet Bärenmarkt und was kennzeichnet ihn?
Als Bärenmarkt bezeichnet man eine Phase, in der die meisten Kurse stetig fallen und die Finanzprodukte an Wert verlieren. Er ist also das Gegenteil eines Bullenmarktes.
In der Regel sind das zwei Monate oder mehr. Oft gehen Bärenmärkte mit einem generellen wirtschaftlichen Abschwung wie einer Rezession einher. Im Durchschnitt passiert das alle 3,5 Jahre und dauert in der Regel mehrere Monate.
Historische Beispiele eines Bärenmarktes:
- Die US-Hauptmarktindizes befanden sich am 24. Dezember 2018 in der Nähe des Bärenmarktterritoriums und fielen knapp unter einen Verlust von 20 %.
- In jüngerer Zeit fielen wichtige Indizes, darunter der S&P 500 und der Dow Jones Industrial Average (DJIA), zwischen dem 11. März und dem 12. März 2020 stark in den Bärenmarkt.
- Einer der einschneidendsten Bärenmärkte aller Zeiten fand zwischen 2007 und 2009 während der Finanzkrise statt und dauerte etwa 17 Monate. Der S&P 500 verlor in dieser Zeit rund 50 % seines Wertes.
- Im Februar 2020 traten globale Aktien im Zuge der globalen Coronavirus-Pandemie in einen plötzlichen Bärenmarkt ein und ließen den DJIA von seinem Allzeithoch am 12. Februar (29.568,77) um 38 % auf ein Tief am 23. März (18.213,65) in etwas mehr als fallen ein Monat.
- Sowohl der S&P 500 als auch der NASDAQ 100 erreichten jedoch bis August 2020 neue Höchststände.
Was sind Bären an der Börse?
Bären an der Börse sind Marktteilnehmer, die auf einen Preisverfall eines Kurses setzen oder Long-Positionen verkaufen. Von einem Bär ist die rede, weil das Tier mit der Tatze von oben drauf schlägt. Der Bärs haut sozusagen auf den Kurs mit seiner Tatze.
Sie repräsentieren den Verlust von Werten oder die Kursrückgänge an der Börse. Viele Investoren betrachten Bären als negatives Symbol, da sie mit fallenden Kursen verbunden sind. Doch es gibt auch einige Anleger, die Bären begrüßen, da sie dadurch eine Gelegenheit sehen, günstig Aktien zu kaufen.
Damit repräsentiert der Bär eine negative Erwartung in Bezug auf die künftige Kursentwicklung. Die Ursachen für diese pessimistische Einschätzung sind vielfältig und reichen von politischen Krisen hin zu schlechten Unternehmenszahlen.
Was ist das Gegenteil vom Bärenmarkt?
Der Bullenmarkt bildet das genaue Gegenteil zum Bärenmarkt. Ein Bullenmarkt ist ein Begriff, um einen anhaltenden Zeitraum zu beschreiben, in dem die Kurse von Wertpapieren oder Vermögenswerten fortlaufend steigen. Ein steigender Markt tritt in einer gesunden Wirtschaft auf, in der die Preise in der Regel aufgrund des steigenden Anlegervertrauens, der prosperierenden Wirtschaft und der niedrigen Arbeitslosigkeit steigen. Anleger sind sehr daran interessiert, Wertpapiere zu kaufen und zu halten, was wiederum einen Bullenmarkt anheizt und wachsen lässt.
Wie entsteht ein Bärenmarkt und wie erkennt man ihn?
Die Ursachen für einen Bärenmarkt sind oft unterschiedlich, aber im Allgemeinen sind eine schwache oder sich verlangsamende bzw. träge Wirtschaft Ursache. Ein Bärenmarkt kann unter anderem entstehen durch:
- Marktblasen, die platzen
- Pandemien
- Kriege
- Geopolitische Krisen
- Drastische Paradigmenwechsel in der Wirtschaft (z. B. Online-Wirtschaft)
- Vertrauensverlust der Anleger (Unsicherheit)
- Hohe Arbeitslosenrate
- Geringes Einkommen pro Kopf
- Schwache Produktivität
Ebenso kann auch jeder staatliche Eingriff in die Wirtschaft einen Bärenmarkt auslösen. Wenn beispielsweise für große Industrien lebenserhaltende Subventionen nach und nach wegfallen, kann auf dem Gesamtmarkt ein Abwärtstrend erfolgen. Die letzten drei Punkte können als Indikator gewertet werden und sind viel mehr ein Symptom eines Bärenmarktes und meistens nicht direkt der Auslöser.
Indikatoren für einen Bärenmarkt
Der Bärenmarkt entsteht durch Börsenrückgänge. In einem Bärenmarkt gibt es, wie bereits erwähnt, anhaltende Rückgänge von 20 % oder mehr bei den breiten Börsenindexen. Beobachten wir eine steigende Arbeitslosigkeit, sinkendes Bruttoinlandsprodukt (BIP) und sinkende Unternehmensgewinne, können wir davon ausgehen, dass die breitere Wirtschaft schwächelt und die Aktienmärkte in einen Bärenmarkt eintreten. Weiters spiegeln Aktienkurse im Allgemeinen zukünftige Erwartungen an Cashflows und Gewinne von Unternehmen wider. Während eines Bärenmarktes, ist die Marktstimmung eher schlecht und Anleger sind pessimistisch eingestellt, was ihre Aussichten an den Aktienmärkten angeht.
Wie lange hält ein Bärenmarkt an?
Ein Bärenmarkt ist nachhaltiger als typische Rückgänge an der Börse. Damit ein Rückgang als Bärenmarkt bezeichnet wird, muss der er mindestens zwei Monate andauern. Im Durchschnitt hielten Bärenmärkte rund 10 Monate an.
Trendwende erkennen
Es gibt einige Indikatoren, die auf das Ende eines Bärenmarktes und auf eine mögliche Trendwende hinweisen. Im Allgemeinen spricht man von vier Phasen, die bei Eintritt auf eine Trendwende hindeuten können:
- Überverkaufter Markt
- Mehrwöchige Gegenbewegung
- Tiefs werden ggf. getestet
- Die Kaufstimmung der Anleger steigt wieder
Nicht jeder dieser Phasen muss eintreten, damit der Bärenmarkt ein Ende hat, da auch der Auslöser des Bärenmarktes Einfluss auf die Eigenschaften einer Trendwende hat. Die vier Phasen ergeben sich aus historischen Daten.
Strategien im Bärenmarkt
Nur weil das generelle Anlegerverhalten pessimistisch ist und sich Trends generell nach unten bewegen, heißt nicht, dass man in dieser Phase kein Geld verdienen kann. Manche Trader handeln sogar ausschließlich mit Abwärtsbewegungen. Strategien hierfür gibt es viele und folgend werden einige der wichtigsten genauer betrachtet.
In krisensichere Anlegen investieren
Durch Investitionen in krisensichere Finanzprodukte kann man zwar nicht in jedem Bärenmarkt enorme Gewinne erzielen, trotzdem findet sie in Bärenmärkten gern Anwendung. Das liegt daran, dass vor allem das Kapital geschützt wird und somit meistens nicht verfällt.
Doch was sind krisensichere Anlagen? Pauschalisieren lässt sich dies nicht und eine zu 100% krisensichere Anlage wird es wohl nie geben. Dennoch kann man im Allgemeinen sagen, dass alle Unternehmen, die einen wichtigen Bestandteil zur Grundversorgung von Bevölkerung und Industrie darstellen, vom Bärenmarkt eher abgeschottet sind.
Einige Beispiele solcher Anlagen können sein:
- Öl und generell Rohstoffe
- Landwirtschaft (Grundnahrungsmittel)
- Wasser und Energie
- Gesundheitsunternehmen
Solche Anlagen zeichnen sich dadurch aus, dass sie eher schwach auf die generelle Marktvolatilität reagieren.
Sektorrotation Strategie
Die Sektorrotation verfolgt denselben Grundgedanken wie die vorhin gezeigte Strategie. Auch hierbei wird das Portfolio so umgeschichtet, dass man in Sektoren investiert, die nicht so stark von einem Bärenmarkt beeinflusst werden oder historisch sogar in Bärenmärkten an Zuwachs gewinnen. Langfristige und vorsichtige Anleger setzten bei der Umschichtung eher auf ETFs, um einem etwaigen Kursverfall einzelner Aktien nicht zum Opfer zu fallen. Dementsprechend wird in ETFs von Öl, Medizin oder Energie investiert.
Shorten
Die wohl gängigste Strategie, um mit Gewinn aus einem Bärenmarkt herauszugehen ist das sogenannte shorten bzw. Leerverkaufen. Hierbei wird auf den Wertverfall eines Wertpapiers spekuliert, um Rendite zu machen. Wenn gesamte Branchen in Bärenmärkte einen Wertverfall erleiden ist es auch relativ einfach passende Unternehmen zu finden.
Dabei können Anleger entweder auf den Verfall von Einzelwerten setzen oder aber mithilfe von ETFs auf den weiteren Verfall einer ganzen Branche spekulieren.
Mit Optionen durch den Bärenmarkt
In Bärenphasen lassen sich sowohl mit Puts als auch mit Calls Geld verdienen. Als beliebte Hedging Methode in Abwärtsphasen bieten Optionen all jenen Anlegern, die mit ihrem Handel vertraut sind, eine gute und vor allem recht sichere Option, um den Bärenmarkt zu überstehen oder gar Gewinn daraus zu schlagen.
Fokus auf Qualitätsaktien
Aktien, die sich über lange Zeit im Markt etabliert haben und ein recht krisensicheres Geschäftsmodell fahren, können als gutes Investment in Bärenmärkten betrachtet werden. Solche Unternehmen werden von Krisen meist nicht so stark beeinflusst, da sie trotz Krise ihre Relevanz behalten. Solche Unternehmen können mithilfe einer Fundamentalanalyse gefunden werden und zeichnen sich durch folgende Merkmale aus:
- Langer Bestand
- Etabliertes Geschäftsfeld
- Stetige und hohe Dividendenausschüttung
- Die Produkte des Unternehmens haben auch in Zukunft Relevanz
Dividendenstarke Aktien
Die letzte Strategie befasst sich mit der Investition in dividendenstarke Aktien. Es gibt Investoren, die nur auf Dividenden setzten und somit auch nur in Unternehmen investieren, die langfristig stabile Dividenden ausgezahlt haben. Solche Investoren bleiben von Bärenmärkten oft verschont.
Fazit: Ein Bärenmarkt ist auch eine Chance
Viele Anleger haben vor einem Bärenmarkt Angst, da er nicht wirklich in die Investmentstrategie der meisten Anleger spielt. Schließlich und endlich beschreibt ein Bärenmarkt den Rückgang des gesamten Marktes oder einer einzelnen Branche von mehr als 20% über mehrere Monate. Dennoch sind Bärenmärkte völlig normal und wirken sogar ungesundem Branchenwachstum entgegen. Blasen platzen und überbewertete Märkte werden wieder auf ein gesundes Niveau heruntergebracht.
Meist gestellte Fragen:
Wie lange dauert ein Bärenmarkt an?
Die Dauer von Bärenmärkten ist immer unterschiedlich. Historisch betrachtet dauert ein Bärenmarkt in der Regel rund 10 Monate an. Es kann aber auch sein, dass sich Bärenmärkte über mehrere Jahre oder gar Jahrzehnte abspielen. In solchen Fällen ist von einem säkularen Bärenmarkt die Rede.
Wie kann man in Bärenmärkten sein Kapital schützen?
Es gibt verschiedenste Möglichkeiten und Strategien, um sein Kapital beim generellen Verfall der Kurse zu schützen. Beispielsweise können Anlagen in krisensichere Unternehmen oder aber der Handel von Optionen einen Anleger vor Verlusten schützen. Hierbei muss der Anleger aber schnell reagieren können und frühzeitig umschichten.
Kann man in einem Bärenmarkt Rendite machen?
Ja, kann man. Risikofreudige Anleger freuen sich sogar auf Bärenmärkte und nutzen ihn zum Rendite machen aus. Eine gängige Strategie hierbei ist das Leerverkaufen. Dabei setzt der Anleger auf die fallenden Kurse. Diese Strategie ist jedoch eher risikobehaftet und sollte nicht von Anfängern durchgeführt werden.
Wie lange dauerte der längste Bärenmarkt an?
Der längste Bärenmarkt hielt 61 Monate an. Er fand während der Great Depression statt und dauerte von 1937 bis 1942.