Trader Andre Witzel
Geschrieben von: Andre Witzel
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Überprüft von: Maren Dinges
Finanzierung

Die Abkürzung ROCE steht für „Return on Capital Employed”, also auf Deutsch „Ergebnis des eingesetzten Kapitals”. ROCE ist eine Rentabilitätskennzahl zur Messung der Effizienz des eingesetzten Kapitals eines Unternehmens. Sie gibt den Gewinn an, der durch jeden eingesetzten Euro oder eine andere Währung generiert wurde.

Die Kennzahl ermöglicht demnach Rückschlüsse darauf, ob ein Unternehmen sein Kapital effizient einsetzt oder nicht. Dabei wird für gewöhnlich das langfristige Kapital betrachtet. Finanzielle Mittel, die in Kürze abfließen, werden bei der Berechnung nicht berücksichtigt.

In diesem Artikel erklären wir Ihnen, was ROCE bedeutet und wie es berechnet werden kann. Außerdem verraten wir Ihnen, welche Bedeutung diese Kennzahl für einen Trader haben kann.

Was ist der ROCE? Für Trader vorgestellt:

  • ROCE steht für Return on Capital Employed.
  • Die Rentabilitätskennzahl nutzen Trader im Rahmen der fundamentalen Analyse
  • Der ROCE berechnet sich aus: Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) / Eingesetztes Kapital.
ROCE (Return on Capital Employed) – Infografik

Wie wird das ROCE berechnet?

Das ROCE wird berechnet, indem der Gewinn eines Unternehmens vor Zinsen und Steuern (EBIT) durch das eingesetzte Kapital (Capital Employed) dividiert wird.


ROCE = Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) / Eingesetztes Kapital


Der ROCE kann sowohl als Dezimalwert als auch als Prozentwert angegeben werden. Für die Ermittlung des Prozentwertes wird die oben genannte Formel abschließend mit 100 multipliziert. Die Aussage beider Darstellungsvarianten ist identisch.


ROCE = Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) / Eingesetztes Kapital * 100


Der Gewinn wird also in Relation zum eingesetzten Kapital gesetzt. Das eingesetzte Kapital ist das Gesamtvermögen des Unternehmens abzüglich aller Verbindlichkeiten.

EBIT und eingesetztes Kapital – Erklärung

Das EBIT stellt eine betriebswirtschaftliche Kennzahl dar. Diese Kennzahl setzt sich mit der Rentabilität aus laufender Geschäftstätigkeit eines Unternehmens auseinander. EBIT steht für „Earnings before Interests und Taxes“, also auf Deutsch für die „Gewinne vor Zinsen und Steuern“.

Bei dem eingesetzten Kapital (Capital Employed) handelt es sich um den Teil des Unternehmensvermögens, der für die Kerntätigkeit erforderlich ist. Bei einem produzierenden Unternehmen gehören beispielsweise Wertpapiere nicht zum eingesetzten Kapital. Schließlich benötigt ein produzierendes Unternehmen keine Wertpapiere für die Produktion seiner Waren und Güter.

Beispielrechnung – ROCE

Angenommen ein Unternehmen erreicht ein Nettobetriebsergebnis (EBIT) von 500.000 € und besitzt außerdem 200.000 € Anlagevermögen. Zudem sind noch 50.000 € Verbindlichkeiten offen. Das eingesetzte Kapital besteht also aus dem Anlagevermögen abzüglich der Verbindlichkeiten.


Eingesetztes Kapital = 200.000 € – 50.000 € = 150.000 €


Zur Berechnung des ROCE wird nun das Nettobetriebsergebnis (EBIT) durch das eingesetzte Kapital dividiert.


ROCE = 500.000 / 150.000

ROCE = 3,33


Das Ergebnis ist 3,33 und gibt an, dass mit jedem eingesetzten Euro, 3,33 € eingenommen wurden.

Interpretation und Bedeutung für Trader

Durch die Kennzahl ROCE können Trader Aufschluss darüber erhalten, wie effektiv ein Unternehmen sein Kapital einsetzt. Mit Hilfe dieser Kennzahl können Unternehmen aus ähnlichen Branchen miteinander verglichen werden. Je nachdem, wie ein Unternehmen das Kapital einsetzt, kann es auch in ähnlichen Branchen zu erheblichen Unterschieden in der Effizienz des eingesetzten Kapitals kommen. Die Kennzahl vereinfacht einen Vergleich und gibt schnell und einfach Aufschluss darüber, welches Unternehmen besser wirtschaftet.

Insbesondere in Branchen, die über ein hohes Anlagevermögen verfügen wäre ein Vergleich solcher Unternehmen nur schwer möglich. Beispielsweise benötigen Automobilhersteller Maschinen und Fertigungshallen für ihre Produktion. Dadurch kann sich ein erhöhtes Anlagevermögen ergeben, wodurch ein Vergleich mit anderen Kennzahlen kaum aussagekräftig ist. Trader haben also ein berechtigtes Interesse daran zu erfahren, wie dieses Anlagevermögen eingesetzt wird.

ROCE im Rahmen der Fundamentalanalyse
Trader können ROCE als Teil ihrer Fundamentalanalyse nutzen, um festzustellen, ob ein Unternehmen sein Kapital gut einsetzt (hoher ROCE) oder nicht (niedriger ROCE). Bei einem hohen ROCE kann dies ein Kaufsignal darstellen und bei einem niedrigen eher ein Verkaufssignal. Insbesondere für langfristige Trader und Investoren bietet sich diese Kennzahl an.

Jedoch sollte der ROCE nicht als einziges Trading-Signal genutzt werden. Vielmehr sollten mehrere Komponenten einer fundamentalen und technischen Analyse unterstützend wirken. Ein hoher ROCE stellt keine Garantie für ein erfolgreiches Investment dar.

ROCE im Zeitverlauf

Kennzahlen werden von Investoren häufig über einen längeren Zeitraum betrachtet und analysiert. Ein zunehmender ROCE über mehrere Jahre hinweg spricht für eine Festigung der langfristigen Rentabilität und deutet auf ein erfolgreiches Kerngeschäft hin. Das ROCE kann beispielsweise durch Einsparungen und Optimierungen in der Produktion und Verwaltung gesteigert werden.

Darüber hinaus kann eine geringe Volatilität (Schwankung) der Kennzahl als positiv bewertet werden. Eine geringe Volatilität wird häufig mit Planungssicherheit und einem geringeren Risiko verbunden. Folglich können Unternehmen mit konstant steigendem ROCE auf Investoren attraktiver wirken als solche mit schwankenden und möglicherweise sinkenden ROCE-Werten.

Nachteile der Kennzahl

Der ROCE bietet zwar einen Informationsgewinn und neue Chancen zur Analyse, jedoch stehen diesen auch verschiedene Nachteile gegenüber. Folgende Nachteile bringt ROCE mit sich:

  • Es handelt sich um eine teilweise statische Kennzahl, denn das EBIT wird über einen gewissen Zeitraum betrachtet und das eingesetzte Kapital zu einem bestimmten Zeitpunkt.
  • Bilanzbezug macht anfällig für Manipulation, denn nicht selten kommt es vor, dass Bilanzen legal verändert und verzerrt werden.
  • Die Kapitalstruktur des Unternehmens wird bei dieser Kennzahl nicht berücksichtigt
  • Einfluss der Inflation auf die Ergebnisse bzw. auf das EBIT

Unterschied zwischen ROCE und ROI

Beide Kennzahlen geben wieder, wie erfolgreich ein Unternehmen sein Kerngeschäft führt. ROI steht „Return on Investment“ und gibt die Kapitalrentabilität an. Anders als beim ROCE werden für die Ermittlung des ROI der Gewinn einer Investition durch die Kosten der Investition geteilt. Daraus ergibt sich der prozentuale Gewinn der Investition. Allerdings sind die Kosten und der Gewinn einer einzelnen Investition nicht immer öffentlich bekannt.

Der ROCE bildet zudem ein ganzes Unternehmen ab, während der ROI oft für einzelne Investitionen herangezogen wird. Mit dem ROI ist zudem ein Vergleich von Unternehmen aus verschiedenen Branchen möglich. Allerdings ist der ROI für einen Trader weniger aussagekräftig und sollte daher nicht für Investmententscheidungen herangezogen werden. Der ROI ist für die unternehmensinterne Verwendung besser geeignet als für externe Personen. DER ROCE kann mit öffentlich verfügbaren Informationen von Investoren berechnet werden. Diese Informationen sind beim ROI allerdings nicht immer öffentlich verfügbar.

Unterschied zwischen ROCE und ROI

Der ROE „Return on Equity” in Deutschland besser bekannt als “Eigenkapitalrendite“, gibt das Verhältnis von Eigenkapital und Rendite eines Unternehmens in einem Geschäftsjahr an. Beide Kennzahlen können sich in Ihren Aussagen ergänzen. Die Rendite des eingesetzten Kapitals berücksichtigt die Kapitalstruktur eines Unternehmens nicht. Diese wird als beim ROCE nicht betrachtet. Der ROE berücksichtigt allerdings das Eigenkapital und kann daher als Ergänzung zum ROCE verwendet werden.

Einsatzzwecke im Vergleich
Mit Hilfe des ROCE kann ein Investor beispielsweise einschätzen, wie erfolgreich ein Unternehmen in seinem Kerngeschäft ist. Die Herkunft des Unternehmenserfolges steht dagegen beim ROE weniger im Vordergrund als die Rendite aus Sicht der Investoren.

Fazit: Der ROCE als fundamentale Kennzahl im Trading

ROCE (Return on Capital Employed) ist eine Rentabilitätskennzahl, die dazu dient einzuschätzen, ob ein Unternehmen mit seinem Kapital gut gewirtschaftet hat oder nicht. Durch die Kennzahl wird ein ganzes Unternehmen abgebildet und ermöglicht den Vergleich von Unternehmen aus ähnlichen Branchen.

Je höher der ROCE, desto besser wirtschaftet das Unternehmen. Ein hoher ROCE kann also ein Kaufsignal für einen Trader darstellen. Jedoch sollte der ROCE niemals als alleiniges Instrument zur Kaufentscheidung dienen. Vielmehr sollte dieser als fundamentale Ergänzung zur technischen Analyse eingesetzt werden. Außerdem gibt der ROCE keine Auskunft über die Kapitalstruktur eines Unternehmens, daher empfiehlt es sich den ROE als ergänzende Kennzahl heranzuziehen.

Meist gestellte Fragen zum ROCE:

Was bedeutet ROCE?

ROCE ist eine Abkürzung für „Return on Capital Employed“ (zu Deutsch: „Kapitalrendite). Berechnet wird der ROCE indem der Gewinn vor Zinsen und Steuern durch das investierte Kapital dividiert wird. Das Ergebnis gibt Aufschluss darüber, wie effizient ein Unternehmen sein eigenes Kapital verwendet, um damit Renditen zu erwirtschaften.

Wie hoch sollte der ROCE sein?

Im Allgemeinen liegt ein guter ROCE zwischen 16-20%. Was ein guter ROCE ist, hängt allerdings zum Teil auch von der Branche ab, zudem ist der ROCE alleine nicht aussagekräftig genug, um zu bestimmen, ob ein Kaufsignal vorliegt oder nicht.

Was ist der Unterschied zwischen ROCE und ROI?

Während der ROCE die Rentabilität aller Investitionen eines Unternehmens repräsentiert, beschränkt sich der ROI lediglich auf eine einzelne Investition. Ein weiterer wichtiger Unterschied ist, dass zur Berechnung des ROI einer einzelnen Investition häufig Informationen erforderlich sind, die nur Insidern bekannt sind, während sämtliche Daten zur Berechnung des ROCE der Öffentlichkeit zugänglich sind.

Wie berechne ich den ROCE?

Um den ROCE zu berechnen, teilen Sie ganz einfach den EBIT durch die Menge des vom Unternehmen investierten Kapitals. EBIT ist kurz für ‚Earnings Before Interest and Taxes‘ (zu Deutsch: ‚Gewinn vor Zinsen und Steuern‘) und lässt sich in jedem Unternehmensbericht finden. Auch die Summe der Gesamtinvestitionen eines Unternehmens lässt sich leicht ermitteln, indem man das langfristige und das kurzfristige Vermögen aus der Bilanz summiert. Dies umfasst alle Vermögenswerte, die das Unternehmen in seinem Geschäftsbetrieb einsetzt, von Anlagevermögen wie Maschinen und Gebäude bis hin zu Umlaufvermögen wie Lagerbestände und Forderungen.

Trader Andre Witzel
Andre Witzel
Gründer & Chefredakteur
Über den Autor: Erfahrener Trader im Bereich Forex, CFDs, Aktien und Futures seit 2013. Über 21.000 Abonnenten auf Youtube und 500 veröffentlichte Trading Videos.
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Reviewed by: Maren Dinges Autorin und Brokerexpertin
Maren ist aktiv im Finanzbereich und redaktioniert bei Trading für Anfänger Themenbereiche wie Portfoliomanagement, Betrug im Anlagensektor und klassische Investitionsmöglichkeiten.
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