Um Erfolg beim Trading zu haben, brauchen Händler nicht nur eine passende Strategie, sondern auch funktionierende Charttechniken. Davon gibt es zahlreiche – von Trendlinien, über Indikatoren bis hin zu Formationen bzw. Chartmustern. Dafür verwenden insbesondere in den USA der Großteil der Anleger die sogenannte Point and Figure Charttechnik.
In Europa hingegen ist diese Technik weniger verbreitet, weshalb wir sie im Folgenden etwas genauer unter die Lupe nehmen. Worum es sich dabei handelt, wie dieser Chart aufgebaut ist und wie das Trading funktioniert, zeigt der folgende Artikel.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Grundlage für die technische Analyse mittels Point and Figure Technik hat der US Wirtschaftswissenschaftler Charles Dow geschaffen. Insbesondere in den Vereinigten Staaten ist die Darstellungsform sehr beliebt.
- Besonders trendfolgende Anleger sollten diese Charttechnik in Erwägung ziehen. Durch die Darstellung werden irrelevante Schwankungen des Wertpapierkurses herausgefiltert, was verglichen mit einer Candle Chart zu weniger Fehlsignalen führt.
- Für eine sinnvolle Analyse können die wichtigsten Faktoren wie Box Größe und zeitliche Auflösung individuell angepasst werden.
Was ist die Point and Figure Charttechnik?
Wie bereits erwähnt, gibt es eine Vielzahl an verschiedenen Techniken in der Chartanalyse. Darunter zählen beispielsweise Indikatoren wie gleitende Durchschnitte, Oszillatoren und Kurs- bzw. Preis-Kanäle, Formationen wie die Dreieck-Formation und die Hammer-Formation oder aber Trendlinien wie die Widerstands- und Unterstützungslinien.
Insbesondere in den USA verbreitet ist die Technische Analyse mittels der Point and Figure Charttechnik. Dabei handelt es sich um eine Darstellungsform für die Entwicklung von Wertpapieren. Diese nutzen Trader im Rahmen der Technischen Analyse, da sie ein einfach zu analysierendes Bild sowie eindeutige Signale bieten soll.
Die Grundlage für diese Technik hat der US-amerikanische Wirtschaftswissenschaftler und Journalist Charles Dow gebildet. Er war ein Pionier in seinem Bereich und begann zu dieser Zeit, Kursdaten zu strukturierend und entsprechend abzubilden, was er als Figuring bezeichnete.
In „The game in Wall Street and how to play it successfully” ist seine Methode genauer beschrieben. Die Bezeichnung “Point and Figure” hingegen tauchte erstmals in den 1930er Jahren auf, als sich die Autoren DeVilliers und Taylor eingehend mit diesem Thema beschäftigten.
So ist der Point and Figure Chart aufgebaut
Während Trader in den USA überwiegend den Point and Figure Chart zur Chartanalyse verwenden, sind in Europa eher das Linien- und das Candlestick Chart verbreitet. Daher ist der Aufbau des Point and Figure Chart für uns auf den ersten Blick ungewohnt.
Das Layout des Charts entspricht im Grunde dem eines Karopapiers. Die Entwicklung des Kurses wird in Spalten abgetragen, die abwechselnd mit X und O aufgefüllt sind. Bei steigenden Kursen werden die Boxen übereinander mit X-Zeichen gefüllt – bei sinkenden Kursen hingegen mit O-Zeichen. Dabei besteht jede der Spalten ausschließlich aus einem der beiden Buchstaben.
Jeder Eintrag erfolgt in einer sogenannten Box, welche einen bestimmten Betrag – die sogenannte Boxgröße – umfasst. Diese entspricht zugleich der Mindestgröße für einen weiteren Eintrag auf dem Chart und kann individuell nach persönlichen Anforderungen und Wünschen beeinflusst werden.
Eine neue Spalte wird geöffnet, wenn sich der Trend umkehrt. Zu beachten ist allerdings, dass nicht jede Korrektur gleich eine Trendänderung bedeutet. Daher müssen Trader eine Umkehrgröße, auch als Reversal-Größe bezeichnet – bestimmen, die in Anzahl der Boxen angegeben wird.
Standardmäßig ist das sogenannte 3 Box Reversal eingestellt. Dementsprechend öffnet eine neue Spalte erst, wenn auf dem Markt eine Korrektur von mindestens drei Boxen stattgefunden hat. Auch die Reversal-Größe können Trader nach eigenen Vorstellungen anpassen.
Des Weiteren ist auffällig, dass oftmals keine Zeitachse gegeben ist. Stattdessen gibt der Chart eine grobe Orientierung mithilfe der Zahlen 1-9, die für die Monate Januar bis September stehen sowie den Buchstaben A, B und C, welche die Monate Oktober, November und Dezember darstellen sollen.
Beim Point and Figure Chart ist es folglich nicht wichtig, wann ein Kurs erreicht wird. Stattdessen erfolgt die Eintragung der Kurse nach der Reihenfolge, in der sie ermittelt wurden.
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Vor- und Nachteile der Point and Figure Charttechnik
Die Anwendung des Point and Figure Charts ist mit Vor- aber auch mit Nachteilen verbunden. Einerseits lassen sich durch die Rasterung, horizontale Unterstützungs- und Widerstandslinien besonders einfach einzeichnen. Andererseits ist die Identifikation dieser nicht einfach, da sie nicht punktgenau angegeben werden, sondern sich an der Marke orientieren, an der ein neues Kästchen eingezeichnet wurde.
Darüber hinaus ist nicht direkt ersichtlich, ob die Kursentwicklung bullish oder bärish ist. Dafür muss der Trader vorher eine sorgfältige Analyse der vergangenen Kerzen durchführen, was zwar für erfahrene Trader kein Problem ist, für Anfänger allerdings gar nicht so einfach ist.
Wichtige Parameter bei der Point and Figure Chartdarstellung
Bei der Nutzung des Point and Figure Charts gibt es für Trader einige Parameter zu berücksichtigen, um eine sinnvolle Chartanalyse durchzuführen. Dazu gehören folgende:
- Boxgröße
- Umkehr
- Zeitliche Auflösung
- Algorithmus für die Konstruktion
Boxgröße
Eine der wichtigen Parameter in dem Point and Figure Chart ist die Boxgröße. Dabei handelt es sich, wie bereits erwähnt, um einen bestimmten Betrag, welcher der Mindestgröße für einen weiteren Eintrag auf dem Chart entspricht. Die Größe des Intervalls wird von der Box definiert und diese lässt sich als absoluter aber auch als prozentualer Wert einstellen.
Die Größe der Box spielt vor allem für die Darstellung der Charttechnik eine wichtige Rolle. Unterschieden wird zwischen der kurz- und der langfristigen Betrachtung. Trader, die sich ausschließlich auf die kurzfristige Betrachtung konzentrieren möchten, benötigen kleine Boxgrößen wie zum Beispiel 0,5 Prozent oder weniger des letzten Kurses.
Trader, die ihren Fokus auf die langfristige, oftmals mehrjährige Betrachtung legen, sollten eine Boxgröße von zum Beispiel 2,0 Prozent einstellen. Besonders bei der langfristigen Betrachtung greifen erfahrene Händler eher zu den prozentualen Boxgrößen, da diese die Werte genauer wiedergeben.
Umkehrgröße
Auch die Bewegungsimpulse der einzelnen Kurse sollten Trader stets im Blick haben, denn auch sie ist ein entscheidendes Merkmal für die Erscheinungsform. Wenn sich diese Impulse ausreichend erschöpft haben – das bedeutet, wenn diese langsam abklingen – findet mit höherer Wahrscheinlichkeit eine entsprechende Gegenbewegung statt. Dabei kommt es immer zu einer neuen Säule.
Die Umkehrgröße kann der Trader ebenso individuell einstellen. Bei einer 1-Box-Umkehr handelt es sich zum Beispiel um eine minimale Gegenbewegung, wobei sich die Bewegung um mehr als eine Box ändern muss. Entsprechend wird der Trend gebrochen, wenn mindestens eine Box von der Gegenbewegung berührt wird.
Die minimale Umkehrgröße ist eine Box. Die standardmäßige Einstellung der Umkehrgröße liegt allerdings bei 3 Boxen. Genauso wie die Boxgröße, ist auch die Umkehrgröße ein sogenannter Filter. Sie filtert die Umkehr kleiner Gegenbewegungen aus dem Chart heraus. Dadurch erhalten Trader einen strukturierten und aussagekräftigen Chart.
Zeitliche Auflösung
Ein weiterer wichtiger Parameter bei der Point and Figure Charttechnik ist die zeitliche Auflösung, welche die Basis für die Konstruktion und Berechnung des Charts bildet. Trader können die Periode sowohl langfristig – beispielsweise als Jahre oder Monate – als auch kurzfristig – unter anderem als Tage, Stunden oder Minuten – einstellen.
Für welche Periode sich der Anleger entscheidet ist abhängig von seinen Zielen. Hat er eine langfristige Anlagestrategie reichen Tagesdaten vollkommen aus. Für Daytrader bzw. den gezielten Einsatz beim Trading werden hingegen zwingend Intraday-Daten benötigt.
Algorithmus für die Konstruktion
Zu guter Letzt hat auch der Algorithmus für die Konstruktion eine hohe Bedeutung. Eine empfehlenswerte Alternative zwischen zahlreichen verschiedenen Algorithmen, die Tradern zur Auswahl stehen, ist der sogenannte High-Low Trendfolge Algorithmus. Dieser berücksichtigt bei der Konstruktion des Charts auch ein Hoch oder Tief der gewählten Periode, was bei anderen Algorithmen nicht der Fall ist.
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Handelssignale: So funktioniert das Trading mit der Point and Figure Chart
Ziel der Technischen Analyse bzw. Chartanalyse ist es, die Kursentwicklung bestimmter Wertpapiere zu analysieren und dadurch auf künftige Bewegungen schließen zu können sowie vielversprechende Handelssignale zu generieren. Dabei wird bei anderen Techniken bzw. Charts zwischen Aufwärts-, Abwärts- und Seitwärtstrends unterschieden.
Im Gegensatz dazu gibt es bei der Point and Figure Charttechnik keine neutralen Charts, das bedeutet keine Seitwärtstrends, sondern lediglich eine steigende oder fallende Bewegung. Grund dafür ist, dass nur eine Gegenbewegung das bestehende Signal ablösen kann. Entsprechend ist ein Wert entweder im Verkaufssignal oder im Kaufsignal im Börsenchart.
Dabei erhält der Trader ein Handelssignal, wenn der letzte Hoch- bzw. Tiefpunkt überschritten wird. Um ein Kaufsignal zu erhalten, muss der neue Hochpunkt den Hochpunkt der letzten Spalte mit X-Zeichen übertreffen. Im Gegensatz dazu erhält der Trader ein Verkaufssignal, wenn der Tiefpunkt, das Tief der letzten Spalte mit O-Zeichen unterschreitet.
Auf einem Point and Figure Chart läss sich das Chance-Risiko-Verhältnis leicht bestimmen. Dafür platziert der Händler die Stop Loss Order bei einem Long Trade unter das Tief der letzten O-Spalte. Bei einem Short Trade setzt sie hingegen über das Hoch der letzten X-Spalte. Bei Überschreiten dieser Stopmarke ergibt sich ein Double Top bzw. Double Bottom Handelssignal. Um was es sich dabei genau handelt, wird im Folgenden genauer behandelt.
Chartmuster im Point and Figure Chart
Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass ein Kaufsignal immer dann auftritt, wenn die vorherige X-Spalte um mindestens eine Box überschritten wird. Ein Verkaufssignal tritt auf, wenn die vorhergehende O-Spalte um mindestens eine Box unterschritten wird. Dabei ist allerdings zwischen mehreren signalgebenden Formationen zu unterscheiden. Dazu gehören Folgende:
- Grundmustersystem (Double Top bzw. Double Bottom)
- Triple Top bzw. Triple Bottom
- Spread Triple Top bzw. Spread Triple Bottom
- Katapult
- Dreieck (Triangle)
Double Top und Double Bottom
Beim Double Top bzw. Double Bottom handelt es sich um eine Formation mit zwei Spitzen. Während die Double Top Formation eine bullishe Formation ist, ist die Double Bottom Formation bärish. Die Double Formationen sind im Grunde mit den oben beschriebenen Standard-Handelssignalen gleichzusetzen und treten entsprechend häufig auf.
Triple Top und Triple Bottom
Das Aussehen der Triple Top bzw. Triple Bottom Formation lässt sich bereits aus dem Namen ableiten. Hier gibt es nämlich nicht nur zwei Spitzen – wie beim Double Top bzw. Double Bottom – sondern drei.
Spread Triple Top und Spread Triple Bottom
Die Spread Triple Top und Spread Triple Bottom Formation ist eine Erweiterung der einfachen Triple Top bzw. Triple Bottom. Diese sind allerdings etwas weiter ausgebreitet. Während beim Triple Top beispielsweise die X-Spalten aufeinander folgen, ergeben sich beim Spread Triple Top Lücken, auch als Spread bezeichnet.
Katapult
Bei der Katapult Formation kommt es nach einem Kaufsignal durch die Triple Top Formation zu einer Korrektur des Trens um mindestens drei Boxen. Dieser Pullback fungiert in dieser Formation als Katapult, denn daraufhin setzt das Wertpapier seinen vorherigen Aufwärtstrend fort und gibt ein Double Top Kaufsignal.
Dreieck (Triangle)
Die Dreieck-Formation sollte Tradern bekannt sein, da diese auch auf traditionellen Charts zu finden ist. Dabei verkleinern sich die Kursausschläge nach und nach, sodass die Kursentwicklung schließlich die Form eines Dreiecks ergibt.
Fazit: In Europa eher unbekannt
Der Einsatz der Point and Figure Chart ist in Europa noch eher selten. Dabei sollten insbesondere trendfolgende Anleger diese Charttechnik in Erwägung ziehen. Durch die Darstellung werden irrelevante Schwankungen des Wertpapierkurses herausgefiltert, die anderenfalls zu Fehlsignalen führen würden.
Die beiden Parameter Boxgröße und Umkehrgröße kann der Trader individuell einstellen. So kann er selbst entscheiden, wie schnell der Chart auf Kursänderungen reagiert. Entsprechend kann der Point and Figure Chart Unterstützungs- und Widerstandszonen zuverlässiger als andere Charts darstellen. Außerdem generiert die Point and Figure Charttechnik klare Handelssignale.
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Meist gestellte Fragen:
Was ist ein Point and Figure Chart?
Der Point and Figure Chart ist eine Darstellungsform, der statt Kerzen vertikal angeordnete X- (bei steigenden Kursen) und O-Symbole (bei fallenden Kursen) verwendet. Diese Art von Chart konzentriert sich ausschließlich auf Preisbewegungen und ignoriert Zeit und Volumen, was ihn von traditionellen Kerzencharts unterscheidet. Jedes X oder O repräsentiert eine bestimmte Preisspanne, die als ‚Boxgröße‘ bekannt ist. Wenn der Preis um eine bestimmte, vorher festgelegte Menge (die Boxgröße) steigt, wird ein X hinzugefügt. Fällt der Preis um die gleiche Menge, wird ein O hinzugefügt. Allerdings wird ein Wechsel von X zu O oder umgekehrt erst vorgenommen, wenn der Preis sich um eine bestimmte Anzahl von Boxgrößen in die entgegengesetzte Richtung bewegt hat, was als ‚Umkehrkriterium‘ bezeichnet wird.
Was bedeuten die Symbole in Point and Figure Charts?
X-Symbole im Point and Figure Chart stehen für steigende Kurse, während O-Symbole fallende Kurse anzeigen. Jede Box ist entweder mit X- oder O-Symbolen gefüllt, je nachdem ob ein Aufwärts- oder ein Abwärtstrend vorherrscht. Damit eine Box ein zusätzliches X oder O erhält, muss der Preis um eine gewisse Spanne steigen oder fallen.
Was ist der Unterschied zwischen Point and Figure Charts und Renko Charts?
Point and Figure Charts sind etwas komplizierter in der Darstellung und Funktionsweise, da die Umstellung von X- auf O-Blöcke nur dann erfolgt, wenn das festgelegte „Umkehrkriterium“ erfüllt ist. Im Gegensatz dazu ist der Renko Chart flexibler, da dieser nur gleichgroße Blöcke in vorher definierten Preisspannen anzeigt, die entweder rot oder grün sind, je nachdem ob der Preis in einem bestimmten Block um die festgelegte Preisspanne gestiegen oder gesunken ist.