Trader Andre Witzel
Geschrieben von: Andre Witzel
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Finanzierung

Die Bruttomarge oder auch die Gross Margin ist ein bedeutsamer Faktor für Unternehmer, damit letztere einen prozentualen Wert erhalten, der Auskunft über die eigene Wirtschaftsleistung gibt. Dabei werden die Umsatzerlöse den Produktionskosten gegenüber gestellt. Der Saldo aus den zwei Rechnungswerten ergibt das Bruttoergebnis und wird in Relation zum Gesamtumsatz gestellt.

Es bleibt ein Differenzwert, der prozentual ausgedrückt wird. Auf diese Weise können Unternehmer den tatsächlichen Gewinn einsehen, der die finanzielle Handlungsfähigkeit des Betriebes wiedergibt. Ein realistischer Wert ist eine wichtige Säule für Unternehmer, um ihre Ausgaben und Einkünfte für folgende Geschäftsjahre den realen Bedingungen anzupassen.

Beispiel der Formel: 

Gross Margin Berechnung und Formel
Gross Margin Berechnung und Formel

Hat ein Unternehmen diesbezüglich eine Bruttomarge von 20 %, so heißt dies für das Unternehmen, dass von einem generierten Umsatz von 1 EUR jeweils 0,20 EUR Gewinn bleiben. Dies setzt selbstverständlich eine umfangreiche Kostenanalyse voraus. Anderenfalls können die prozentualen Werte enorme Abweichungen zutage bringen, die konträr zu den realwirtschaftlichen Bedingungen stehen. So kann es zu einem realitätsfremden Wert kommen, wenn Händler nicht die Verkaufsgebühren auf Handelsplattformen wie Ebay etc. mit einberechnen. Die Bruttomarge gilt als grobe Orientierung und enthält ausschließlich die Produktionskosten. Alternativ gibt die Nettomarge, die eine akribische Vorgehensweise ermöglicht, um genauere Werte zu erzielen. Hier können unspezifische Kosten, wie Lagergebühren etc., die nicht in direkten Zusammenhang zum Produkt selbst stehen mit eingebunden werden.

Gross Margin: ein Indikator für Aktionäre

Die Gross Margin ist für Investoren von besonderer Bedeutung. Vor allem für Value-Investoren sind innerbetriebliche Kennzahlen interessant, weil sie Auskunft über die tatsächliche Ertragsfähigkeit geben. Mit Formeln lassen sich etwaige Werte rechnerisch ermitteln, unter anderen die Bruttomarge. So kann das Geld möglichst gewinnbringend in ein Unternehmen investiert werden. Star-Investor Warren Buffett gehört beispielsweise zu den Value-Investoren, die den wirtschaftlichen Wert eines Unternehmens anhand wichtiger Kennzahlen ermitteln.

Mit der Gross Margin können Unternehmen auf ihre Konkurrenzfähigkeit und Effizienz geprüft werden und mit anderen Unternehmen – idealerweise aus der gleichen Branche – verglichen werden. Auf diese Weise wird der sachliche Blick auf ein Unternehmen nicht durch kurzzeitige Trends getrübt. Denn auch ein hoher Aktienkurs steht nicht in erster Linie für den Erfolg eines Unternehmens. Ein hoher Aktienkurs bedeutet primär, dass Aktionäre ihre Hoffnung auf eine bestimme Marke oder ein Produkt setzen. Ob sich ein Trend als bahnbrechend herausstellt oder nicht, wird sich erst im Laufe der Zeit erweisen. Deshalb ist die Bruttomarge ein Teilaspekt von vielen, um die Wirtschaftlichkeit von Betrieben rechnerisch zu erfassen.

Warren Buffet: Einer der bekanntesten Aktionäre
Warren Buffet hat oftmals in Unternehmen investiert, die von Außenstehenden als unprofitabel angesehen wurden. Dennoch hat Buffett sein Kapital in diese Unternehmen investiert, weil er von der Effizienz und den Kennzahlen überzeugt war. Hierzu hat Warren Buffett treffend geäußert: „Die meisten Leute interessieren sich für Aktien, wenn alle es tun. Die beste Zeit ist aber, wenn sich niemand für Aktien interessiert.“

Beispiel: Berechnung der Bruttomarge

Die Gross Margin wird mithilfe der Umsatzerlöse und den Ausgaben (COGS) errechnet. Letztere werden mit einer Gewinn- und Verlustrechnung ermittelt. Der Saldo von Umsatz und Ausgaben ergibt das Bruttoergebnis. Das Akronym „COGS“ kommt aus dem englischen Sprachraum und steht für „Cost of Goods Sold“.

Der prozentuale Wert der Bruttomarge kann mit der nachfolgenden Formel errechnet werden:

  • Bruttomarge (%) = Bruttoergebnis/ Umsatzerlöse* 100= x %

Fallbeispiel: Ein Autohersteller hat einen Jahresumsatz von 1.250.000 EUR erwirtschaftet. Die Produktionskosten betrugen 650.000 EUR. Es ergibt sich ein Bruttoergebnis von 600.000 EUR. (1.250.000 EUR – 650.000 EUR = 600.000 EUR)

  • Gross Margin (%) = 600.000 EUR/ 1.250.000 EUR* 100= 48 %

Beachtenswertes zum Vergleich und die Grenzen der Formel

Für den Vergleich mit anderen Unternehmen – um etwa die Effizienz in Relation zu anderen Produzenten zu setzen – ist es wichtig, auf wichtige Aspekte zu achten. Denn ein Vergleich ist aufgrund der Komplexität von Unternehmensstrukturen gar nicht so einfach. Die Gross Margin kann auf unterschiedliche Weise gedeutet werden und es gibt diesbezüglich zahlreiche Branchen, deren Produktionskosten unterschiedlich hoch ausfallen. Ein Vergleich sollte deshalb innerhalb einer Branche erfolgen. Eine branchenübergreifende Gegenüberstellung von Zahlenwerten würde keinen nutzvollen Vergleich ermöglichen bzw. die Aussagekraft der Bruttomarge verfälschen oder verzerren.

Einige Branchen sind in der Pflicht, immense Summen in ihre Produktion zu investieren, um bestimmte Güter zum Verkauf fertigzustellen. Dies ist beispielsweise in der Autoindustrie der Fall. Die Gross Margin fällt entsprechend geringer aus, aufgrund der finanziellen Ressourcen, die in die Produktion einfließen. Dienstleister können diesbezüglich eine größere Gross Margin aufweisen, weil Produktionskosten entfallen. Ein Vergleich wäre in solchen Fällen nicht zielführend und unverhältnismäßig. Es wäre zudem keine gute Basis für eine Entscheidungsfindung bei zukünftigen Investments.

Auch externe Faktoren, auf die Firmeneigner keinen Einfluss haben, können die Effizienz eines Unternehmens in einem negativen Kontext erscheinen lassen. Dennoch ist dies nicht mit Misserfolg gleichzusetzen, weil bestimmte Wertschwankungen auf Preiserhöhungen zurückzuführen sind, wie zum Beispiel auf Lagerkosten. Auch politische Ereignisse können Unternehmen beeinflussen, wobei dies nichts über die Konkurrenzfähigkeit des Unternehmens aussagt.

Hier kommen die Formeln an ihre Grenzen. Denn die Bruttomarge gibt nur einen numerischen Wert wider, wobei der genau Ursprung für eine Schwankung nur bedingt für Außenstehende nachvollziehbar ist. Aktionäre können auf Ad-Hoc-News zurückgreifen, um bis zu einem gewissen Grad Schwankungen nachvollziehen zu können. Denn börsennotierte Unternehmen unterliegen den Publizitätspflichten. Ad-hoc Publizität gibt es ebenfalls. Wichtige Informationen müssen sachlich und transparent veröffentlicht werden, um Aktionäre über wichtige Ereignisse zu informieren. Die Mitteilungen dürfen keine irreführenden Sachverhalte beinhalten und dergleichen und werden vom Bundesamt für Wertpapierhandel geprüft.

Bruttomarge und Nettomarge

Die Bruttomarge enthält grundsätzlich die Produktionskosten, die mit dem Umsatz verrechnet werden. Es ergibt sich hieraus das Bruttoergebnis, welches für die Berechnung wichtig ist. Bei einer Bruttomarge ist nur ein bestimmtes Maß an Präzision möglich, um die Kosten vollumfassend zu erfassen. Um zuverlässige Ergebnisse zu erzielen, ist es wichtig, auf die Nettomarge zurückzugreifen. Letztere enthält – neben den Produktionskosten – weitere Zusatzkosten, wie zum Beispiel Verwaltungskosten, Gebühren und dergleichen.

Grenzen der Gross Margin
Die Gross Margin ist aufgrund der zahlreichen Einflussfaktoren anfällig für Fehlkalkulationen, wenn bestimmte Kostenschwerpunkte unberücksichtigt bleiben. Somit ist nicht nur die Ermittlung selbst von Relevanz, sondern vor allen Dingen die Zahlenwerte, die in die Kalkulation eingebunden werden.

Schlusswort und Fazit zur Gross Margin

Die Gross Margin ist in vielerlei Hinsicht interessant. Unternehmer können ihre Rentabilität einschätzen und sich mit konkurrierenden Produzenten vergleichen, um eventuelle Gegenmaßnahmen zur Gewinnoptimierung einzuleiten. Je nach Branche ist die Gross Margin im unteren Zahlensegment angesiedelt, aufgrund der finanziellen Last, die infolge der Produktion entsteht. Unternehmer aus dem Dienstleistungssektor erzielen entsprechend größere Zahlenwerte. Unabhängig vom Zahlenwert ist eine kritische Auseinandersetzung mit den Rechnungen von elementarer Bedeutung. Denn die innerbetrieblichen Prozesse sind etwaigen Einflussfaktoren ausgesetzt, die sich auf die Produktivität und die Effizienz auswirken. Aufgrund dessen ist es schwer, einen Wert adäquat zu deuten, insbesondere wenn wichtige Elemente bei der Berechnung außer acht gelassen werden.

Aktionäre sollten ebenfalls einen reflektierten und achtsamen Umgang mit diesen Kennzahlen pflegen. Der Vorteil für Anleger ist die regelmäßige Berichterstattung von Unternehmen. Auf diese Weise können wichtige Kennzahlen eingesehen werden, die mit in die Kalkulation der Bruttomarge einfließen. So können Börsenhändler – ungeachtet der Trends – wirtschaftlich starke Unternehmen erkennen. Dies schließt auch vermeintlich schwache Unternehmen ein, die am Börsenmarkt unterbewertet sind. Anleger können mithilfe der Bruttomarge und anderen Richtwerten den wahren Wert erkennen. Folglich ist eine Antizipation möglich, was mit Kursgewinnen einhergeht. Durch das Antizipieren ist es möglich, auf Eventualitäten zu reagieren, die bis dato noch nicht eingetroffen sind.

Meist gestellte Fragen zur Gross Margin:

Was ist die Gross Margin?

Die Gross Margin, oder auch Bruttomarge, bezeichnet das Verhältnis des Bruttogewinns eines Unternehmens zu seinem Umsatz. Sie ist für Unternehmer und Investoren gleichermaßen interessant und wichtig, um sich ein klares Bild über die Profitabilität des Geschäftsmodells eines Unternehmens zu machen.

Wie berechnet man die Gross Margin?

Um die Gross Margin zu berechnen, müssen Sie den Bruttogewinn eines Unternehmens durch dessen Bruttoumsatzertrag teilen und das Ergebnis mit 100 multiplizieren. Das Ergebnis ist ein Prozentsatz, der den Anteil des Gesamtumsatzes angibt, den das Unternehmen als Gewinn vor Steuern behält.

Was ist eine gute Gross Margin?

Eine gute Bruttomarge sollte bei mindestens 40% liegen. Größere Unternehmen (z.B. solche, die im DAX sind) sollten allerdings eine höhere Gross Margin haben, um als Investment interessant zu werden.

Trader Andre Witzel
Andre Witzel
Gründer & Chefredakteur
Über den Autor: Erfahrener Trader im Bereich Forex, CFDs, Aktien und Futures seit 2013. Über 21.000 Abonnenten auf Youtube und 500 veröffentlichte Trading Videos.
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Reviewed by: Maren Dinges Autorin und Brokerexpertin
Maren ist aktiv im Finanzbereich und redaktioniert bei Trading für Anfänger Themenbereiche wie Portfoliomanagement, Betrug im Anlagensektor und klassische Investitionsmöglichkeiten.
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