Trader Andre Witzel
Geschrieben von: Andre Witzel
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Finanzierung

Der Einkaufsmanagerindex – kurz auch EMI oder PMI (Englisch: „Purchase Manager Index“) – ist ein wichtiger Wirtschaftsindikator. Er wurde im Jahr 1996 eingeführt, um die Wirtschaftsentwicklung in Deutschland und in ähnlicher Form auch in anderen Regionen weltweit zu skizzieren. In Deutschland wird der EMI jeden Monat aktualisiert und veröffentlicht. Der Einkaufsmanagerindex wird gebildet, indem ein Fragebogen an die Top-Einkaufsmanager deutscher Unternehmen, die im verarbeitenden Gewerbe tätig sind, gesendet wird. Aktuell werden hierfür deutschlandweit die Einkaufsmanager von 400 Industrieunternehmen befragt.

Die Intention des Index ist, dass Einkaufsmanager ausgewählt werden, da diese einen sehr nahen Bezug zum tagesaktuellen Geschehen in der Branche haben. Sobald es also Veränderungen gibt, die Einfluss auf die Wirtschaft in Deutschland nehmen, sollten die Einkaufsmanager demnach unter den ersten Personen sein, denen eine solche Veränderung auffallen kann. Somit ist der EMI also in gewisser Weise ein Frühindikator. Gerade deshalb ist er besonders interessant, da er -anders als viele sonstige Indizes- nicht nur auf den Ist-Zustand eines Unternehmens limitiert ist, sondern auch darüber hinaus die zukünftige Entwicklung prognostiziert.

Die interessantesten Fakten zum Einkaufsmanagerindex kompakt:

  • Der Einkaufsmanagerindex dient als Frühindikator einer Branche.
  • Der Index wird aus Antworten von Top-Einkaufsmanagern in Deutschland erhoben.
  • In Summe nehmen rund 400 Industrieunternehmen an der Befragung Teil.
Einkaufsmanagerindex: Was ist das? - Infografik

Einkaufsmanagerindex Berechnung

Wie bereits erwähnt, wird zur Datenerhebung monatlich eine Umfrage an die Top-Einkaufsmanager gesendet, in der sie die Veränderungen zum Vormonat in bestimmten Kriterien beschreiben sollen. Die Kriterien, die bei der Datenerhebung relevant sind, sind beispielsweise die Beschäftigungszahlen, die Lieferzeiten und die Bestände in den Lagern der jeweiligen Firmen.

Des Weiteren wird auch die generelle Auftragslage betrachtet, indem die Produktionsrate im Vergleich zum Vormonat und die Anzahl der eingehenden Aufträge bewertet werden sollen. Je nach Größe des Unternehmens und Anteil am gesamten BIP wird die Beantwortung der Umfrage dann unterschiedlich gewichtet, sodass die Aussagen der größeren Unternehmen auch letztendlich eine höhere Relevanz haben.

Mithilfe der Zahlen, die an den Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) gesendet werden, wird dann der Index gebildet.

Der Index in Zahlen
Im Index selbst ist ein Wert von 50 als neutral zu bewerten. Das bedeutet also, dass die Einkaufsmanager der größten Industrieunternehmen aus Deutschland im Vergleich zum Vormonat keinen signifikanten Unterschied in der Wirtschaftsentwicklung des Landes sehen. Sollte der Wert des Index über 50 liegen, dann ist es gleichbedeutend damit, dass sich die Wirtschaft in Deutschland positiv entwickelt. Logischerweise bedeutet ein Ausschlag des Index auf einen Wert unter 50 dann, dass sich die Wirtschaftslage des Landes verschlechtert. Je stärker der Ausschlag des Index von 50 abweicht, desto größere Veränderungen sehen die Einkaufsmanager also.

Vor- und Nachteile des Einkaufsmanagerindex

Ein sehr großer Vorteil des Index ist, dass er immer auf objektiven Daten beruht und somit, anders als andere Geschäftszahlen, nicht zu Gunsten eines Unternehmens beschönigt werden kann. Dies liegt daran, dass die abgefragten Kriterien immer eindeutig messbar sind. So lassen sich Beschäftigungszahlen, Lieferzeiten oder Bestände, aber auch Ein- und Verkaufspreise klar messen und in Zahlen angeben. Die Interpretation solcher Zahlen lässt einen deutlich geringeren Spielraum als es bei anderen subjektiv geprägten Unternehmensaussagen oftmals der Fall ist.

Ebenso handelt es sich bei den Angaben sozusagen um Insider-Wissen. Die Einkaufsmanager sind äußerst nah am täglichen Geschäft, was dazu beiträgt, dass sie eine sehr klare Sicht auf Zustände und Veränderungen haben. Ebenso ist die regelmäßige, planbare und häufige Veröffentlichung der Daten vorteilhaft, wenn es darum geht, die Wirtschaftsentwicklung detailliert zu beschreiben. Der EMI wird immer relativ früh im Monat veröffentlicht und ist somit einer der ersten Indizes, der darüber Aufschluss gibt, inwiefern der Vormonat positiv oder negativ verlaufen ist.

Als Nachteil ist allerdings klar zu erkennen, dass der EMI, wie bereits anfangs erwähnt, nur das verarbeitende Gewerbe in Betracht zieht. Große Teile der deutschen Wirtschaft werden also nicht beachtet, was dazu führt, dass der Index nur beschränkt als Spiegel der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands gesehen werden kann. Allerdings gibt es auf internationaler Ebene bereits Erweiterungen beziehungsweise Ergänzungen zum Einkaufsmanagerindex, bei denen dann vor allem der tertiäre Sektor, also der Dienstleistungssektor, stärker ins Gewicht fällt. In Deutschland heißt ein solcher ergänzender Index EMI der Dienstleistungsbranche. In diesem werden dann 500 Unternehmen aus dem tertiären Sektor befragt.

Wie man also sehen kann, ist der EMI ein sehr wichtiger Index, um die Entwicklung der Wirtschaft eines Landes zu betrachten. Anders als bei vielen anderen Indizes kann man durch den EMI auch Erkenntnisse für die zukünftige Entwicklung einzelner Branchen gewinnen. Allerdings gilt bei diesem Index, dass man sich nicht allein auf den EMI verlassen sollte und auch hier andere Indizes zum Vergleich betrachten sollte, um einen differenzierten Überblick über die Wirtschaftsentwicklung einer Region zu erhalten.

Wie kann man die Veröffentlichung des Einkaufsmanagerindex (PMI/EMI) traden?

Es gibt viele Faktoren, die die Kurse beeinflussen können. Dazu gehören auch die Informationen, die Trader durch die Veröffentlichung des Einkaufsmanagerindex erhalten. Da es sich dabei um Insider-Informationen handelt, kann der Einkaufsmanagerindex genutzt werden, um die eigene Handelsstrategie anzupassen. Hier einige Beispiele, auf welche Märkte der Einkaufsmanagerindex Einfluss hat und wie Sie diese Informationen für Ihr Trading nutzen können:

Währungsmarkt: Die Veröffentlichung des Einkaufsmanagerindex hat immer auch einen Einfluss auf den Wert der zugehörigen Währung. Wird für den Euro-Raum ein negativer oder schwacher Einkaufmanagerindex veröffentlicht, schlägt sich diese schlechte Stimmung auch auf den Wert des Euros auf. Umgekehrt kann ein positiver Bericht den Euro stärken. Wer in den Devisenmarkt investieren möchte, sollte daher bei seiner Handelsstrategie auch den zugehörigen EMI beachten. 

Dabei gibt es Währungen, bei denen die Veröffentlichung des PMI mehr oder weniger große Auswirkungen haben. Ein positiver bzw. negativer PMI hat bei dem Handel mit diesen Währungspaaren, daher einen besonders großen Einfluss. Es gibt aber auch Währungen, die selbst bei einer schlecht laufenden Wirtschaft als sicher gelten. Zu diesen “Safe-Heaven-Währungen” gehören zum Beispiel der US-Dollar und der japanische Yen. In Verbindung mit risikoreicheren Währungen ergeben sich so Währungspaare, die als Short-Positionen Gewinne erzielen können. 

Aktienmarkt: Genau wie bei den Währungen gibt es auch Branchen, die stärker auf Veränderungen des EMIs reagieren. Dazu gehören zyklische Branchen wie Technologie, Industrie und Rohstoffe, hier löst eine Änderung des EMI eher Schwankungen aus, als bei einer defensiven Branche wie dem Gesundheitswesen. Um das Wissen über den EMI mit in die Handelsstrategie einzubeziehen, eignen sich beispielsweise Index-Futures oder Optionen. Erwartet man zukünftig positive EMI-Daten kann darauf in Long-Positionen spekuliert werden. 

Rohstoffmarkt: Ein positiver EMI im verarbeitenden Gewerbe kann auf eine gute wirtschaftliche Lage hindeuten. Veröffentlichen die Industrien einen positiven EMI kann man darauf schließen, dass damit zusammenhängende Rohstoffe ein Auf erleben werden. Denn wo es gut läuft, dort steigt die Produktion und es werden mehr Rohstoffe benötigt. Auch hier könnte sich eine langfristige Investition in entsprechende Rohstoffe wie Kupfer also lohnen. 

Natürlich ist der EMI nur ein Faktor, der die oben genannten Märkte beeinflussen kann. Bei der Erstellung Ihres Handelsplanes sollten Sie allerdings auch noch weitere Aspekte mit einbeziehen. Nur mit einer ausführlichen Analyse können Sie sich ein umfassendes Bild der aktuellen Lage machen und so Überlegungen anstrengen, wie sich die Lage zukünftig gestalten könnte. Gleichzeitig sollten Sie aber nie ein ausreichendes Risikomanagement aus den Augen verlieren, denn niemand kann genau voraussagen, wie der Markt sich entwickeln wird. 

Fazit – guter Indikator für die wirtschaftliche Gesundheit von Branchen

Insgesamt ist der Einkaufsmanagerindex ein wichtiger Indikator, um die wirtschaftliche Aktivität in einer Branche zu messen und daraus abzuleiten, ob eine positive oder negative Entwicklung der Branche zu erwarten ist. Der Index bezieht dabei Daten zu Variablen wie Neuaufträgen, Lagerbeständen, Lieferzeiten, Beschäftigung wie auch Ein- und Verkaufspreise in seine Berechnung mit ein. Er dient als zuverlässiges Indiz dafür, ob die Entwicklungen im Vormonat eher positiv oder negativ zu bewerten sind, da er direkt die Angaben von Einkaufsmanagern namhafter Unternehmen, also das Wissen von Insidern, miteinbezieht.

Meist gestellte Fragen zum Einkaufsmanagerindex:

Welche Informationen gibt der Einkaufsmanagerindex preis?

Der Einkaufsmanagerindex sagt aus, wie sich die wirtschaftlichen Bedingungen im verarbeitenden Gewerbe und im Dienstleistungssektor eines Landes oder einer Region entwickeln. Er basiert auf Umfragen unter Einkaufsmanagern in verschiedenen Unternehmen und misst Veränderungen in Bereichen wie Produktion, Neuaufträgen, Lagerbeständen, Lieferzeiten und Beschäftigung.

Wie ist der Einkaufsmanagerindex zu interpretieren?

Der Einkaufsmanagerindex bietet einen Einblick in die wirtschaftliche Gesundheit eines Sektors und dessen Wachstum. Ein Indexwert über 50 deutet auf ein Wachstum der Wirtschaftsaktivität hin, während ein Wert unter 50 auf eine Kontraktion hindeutet.

Welchen Einfluss hat der Einkaufsmanagerindex auf das Geschehen an der Börse?

Der Einkaufsmanagerindex ist insofern relevant beim Börsenhandel, als dass er einen wichtigen Einfluss auf die Stimmung am Markt hat, da dessen Werte sich direkt auf Aussagen von Insidern stützen. Ein hoher Wert im Einkaufsmanagerindex (über 50) ist daher im Allgemeinen auch ein positives Signal für Anleger, während ein niedriger Wert (unter 50) von Anlegern als negatives Signal wahrgenommen wird.

Trader Andre Witzel
Andre Witzel
Gründer & Chefredakteur
Über den Autor: Erfahrener Trader im Bereich Forex, CFDs, Aktien und Futures seit 2013. Über 21.000 Abonnenten auf Youtube und 500 veröffentlichte Trading Videos.
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Reviewed by: Maren Dinges Autorin und Brokerexpertin
Maren ist aktiv im Finanzbereich und redaktioniert bei Trading für Anfänger Themenbereiche wie Portfoliomanagement, Betrug im Anlagensektor und klassische Investitionsmöglichkeiten.
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