Trader Andre Witzel
Geschrieben von: Andre Witzel
Res Marty
Überprüft von: Res Marty
Finanzierung

Der Verbraucherpreisindex spiegelt Monat für Monat die durchschnittliche Preisentwicklung aller Produkte und Dienstleistungen wider, für die die deutschen Privathaushalte ihr Geld ausgeben. Darunter fallen Ausgaben wie etwa für Wohnen, Gesundheitspflege, Verkehr, Freizeit, Nachrichtenübermittlung, Nahrungsmittel und Bekleidung.

Der Verbraucherpreisindex nimmt dabei alle Ausgaben in den Blick, die in Deutschland getätigt werden, also zum Beispiel auch die von Touristen, die eigentlich einen anderen Wohnsitz haben. Mit seiner Hilfe kann die Stabilität des Geldwertes ermittelt werden.

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Verbraucherpreisindex dient in erster Linie der Beurteilung der Stabilität des Geldwertes. Die Grundlage ist ein virtueller Verbraucherkorb, der verschiedene Produkte beinhaltet.
  • Einerseits besteht dieser Warenkorb aus 600 Arten von Produkten und Dienstleistungen und andererseits aus spezifischen Einzelgütern.
  • Da der Verbraucherpreisindex ein gutes Kriterium ist, um die Entwicklung des Geldwertes plausibel und transparent zu beurteilen, wird er in verschiedenen Zusammenhängen als Maßstab herangezogen.
Verbraucherpreisindex Infografik

Welche Bedeutung und Anwendungsmöglichkeiten hat der Verbraucherpreisindex?

Mit der Erhebung der durchschnittlichen Entwicklung der Preise für die am häufigsten genutzten Konsumgüter kann der Verbraucherpreisindex als Indikator für verschiedene Merkmale der aktuellen Konjunktur genutzt werden. Sowohl der Staat als auch Arbeitgeber, Gewerkschaften und private Haushalte können daran ablesen, inwiefern die Lebenshaltungskosten im Vergleich zum vorherigen Bemessungszeitraum höher oder niedriger ausgefallen sind.

Damit dient dieser Index der Beurteilung der Stabilität des Geldwertes. Steigen die Preise für die zur Lebenshaltung benötigten Güter über einen längeren Zeitraum an, nennt man diese Entwicklung Inflation, sinken die Preise anhaltend, nennt man die Entwicklung Deflation. In der Umgangssprache wird die Veränderung dieses Index deshalb auch Inflationsrate genannt.

Da der Verbraucherpreisindex ein gutes Kriterium ist, um die Entwicklung des Geldwertes plausibel und transparent zu beurteilen, wird er in verschiedenen Zusammenhängen als Maßstab herangezogen. Das kann etwa dann der Fall sein, wenn zwei Parteien über die Höhe von Löhnen, Mieten oder Wertsicherungsklauseln in langfristigen Verträgen verhandeln.

Wie wird der Verbraucherpreisindex berechnet?

Grundlage der Berechnung des Verbraucherpreisindex ist ein virtueller Warenkorb, der darüber Auskunft geben soll, welche Produkte und Dienstleistungen aller Art die privaten Haushalte in Deutschland in Anspruch nehmen und wie sich deren Preise entwickeln. Dieser Warenkorb enthält dabei gewissermaßen zwei Bereiche. In einem der beiden Bereiche werden die Produkte und Dienstleistungen unspezifisch gesammelt, in dem anderen Bereich befinden sich die konkreten Einzelprodukte.

Verkaufspreisindex
Verbraucherpreisindex Quelle: destatis.de

Im erstgenannten Bereich werden über 600 Arten von Produkten und Dienstleistungen aufgeführt wie etwa Milch, Zucker, Kinderschuhe, Zeitungen oder Fahrten mit einem Taxi. Diese verschiedenen Güter werden nicht gleichrangig behandelt. Stattdessen werden die Güter so gewichtet, wie es den Anteilen der Güter an den Ausgaben der privaten Haushalte entspricht. Der höchste Anteil entfällt zum Beispiel in der Regel auf die Güter Wohnen und Heizen. Mit der Verwendung eines Wägungsschemas, das nicht nur die Preise, sondern auch die prozentuale Gewichtung aller Güter enthält, ist es auch möglich zu bestimmen, wie sich das Verhältnis der Güter untereinander verändert. Dieser erste Bereich des Warenkorbs bleibt für einen Zeitraum von fünf Jahren gleich.

In dem zweiten Bereich befinden sich nun die spezifischen Einzelgüter wie etwa 1 Liter H-Milch mit 3,5% Fett. Diese Einzelgüter unterliegen der Veränderung, wie der Markt sie hergibt. Wenn Produkte nicht mehr hergestellt oder von Konkurrenzprodukten verdrängt werden, werden sie dementsprechend ausgetauscht.

Wie werden die Produkte und Preise erfasst?

Für die Erfassung der Produkte und Dienstleistungen wird Deutschland zunächst in 94 Bezirke unterteilt. Danach werden dann auf repräsentative Weise in den jeweiligen Bezirken bestimmte Orte ausgesucht und in diesen Orten dann Händler und Geschäfte. Am Ende werden dort die am häufigsten genutzten Produkte und Dienstleistungen notiert. Die jeweiligen Güterarten werden immer in dem Umfang ausgesucht, der ihrem Anteil an den Gesamtkosten der privaten Haushalte entspricht.

Um diesen Bedarf an Informationen zu decken, werden pro Monat über 300.000 Preise in Geschäften und bei Dienstleistern manuell ermittelt. Darüber hinaus gibt es jetzt natürlich eine Vielzahl an Quellen und Methoden, die auf dem Internet basieren. Als Beispiel hierfür sei das sogenannte Web Scraping genannt, mit dessen Hilfe Onlinedaten automatisiert erhoben werden können. Um nicht zu einer Schieflage in der Auswertung zu kommen, müssen nicht nur preisliche Änderungen, sondern auch Änderungen bei den Mengenangaben bestimmter Produkte erfasst werden. Enthält eine Packung bei gleichbleibendem Preis weniger Inhalt, entspricht dies natürlich de facto einer Erhöhung des Preises.

Wie beeinflusst der Verbraucherpreisindex das Trading?

Der Verbraucherpreisindex kann wichtige Hinweise auf die wirtschaftliche Lage geben und weist auch auf die Höhe der Inflation hin. Allerdings hängen der Verbraucherpreisindex und die Inflation zwar zusammen, sind aber nicht das Gleiche. Möchten Sie die Inflation traden, müssen Sie daher noch andere Faktoren einbeziehen. Hier aber einige Beispiele, wie sich der Verbraucherpreisindex auf Trading-Entscheidungen auswirken kann:

  1. Zinspolitik: Nicht nur Trader, auch die Zentralbanken nutzen den VPI als ersten Hinweis auf eine kommende Inflation. Steigt der VPI schnell und stark an, kündigt das eine Inflation an. Um eine zu starke Inflation zu vermeiden, erhöht die EZB dann die Zinsen, was wiederum Auswirkungen auf die Aktienmärkte, Anleihen und Devisen haben kann. 
  2. Währungshandel: Auch auf den Devisenmarkt kann ein hoher VPI Einfluss haben, da er eben als Anzeichen auf eine Inflation und damit eine Abwertung der Währung gilt. Ist der VPI dagegen niedrig, kann das auf eine Stärkung der Währung hinweisen, hier sind die Zusammenhänge also recht klar und Händler können den VPI gut nutzen, um mögliche Währungsbewegungen vorherzusehen.
  3. Rohstoffmärkte: Rohstoffe, wie in etwa Gold, gelten als inflationssichere Anlagen. Wenn der VPI steigt und eine mögliche Inflation ankündigt, kann es daher zu mehr Bewegung auf den Rohstoffmärkten kommen. Diese können genutzt werden, um beim Handeln Gewinne zu erzielen. 
  4. Aktienmärkte: Ähnliches gilt für den Aktienmarkt allgemein. Branchen, die als inflationsgeschützt gelten wie Rohstoffe, Energie und Immobilien, können bei einem hohen VPI profitieren. Auf anderen Sektoren kann ein hoher VPI dagegen zu mehr Schwankungen und Abwärtstrends führen. 
  5. Branchenspezifische Auswirkungen: Ein höherer VPI bedeutet nicht nur steigende Kosten für die Bevölkerung, sondern auch für Unternehmen. In einigen Branchen bedeutet die steigenden Verbraucherpreise, dass sich auch die Produktionskosten erhöhen. Höhere Kosten führen wiederum zu schmaleren Gewinnen und können sich auch auf die Aktienkurse auswirken. Das ist besonders in den Branchen der Fall, in denen die Unternehmen gestiegenen Kosten nicht so einfach an die Verbraucher weitergeben können.

Fazit – guter Frühindikator für wirtschaftliche Entwicklungen

Als erster Indikator für eine kommende Inflation oder Deflation ist der VPI also eine interessante Kennzahl. Er kann einen mehr oder weniger direkten Einfluss auf Handelsentscheidungen und die wirtschaftliche Lage eines Landes haben. Allerdings sollten dabei immer auch andere Faktoren beachtet werden.

Steigt der VPI an, während gleichzeitig auch die Löhne steigen, ist das kein Zeichen einer Inflation, sondern der Hinweis auf eine gesunde Wirtschaft. Um eine umfängliche Handelsstrategie zu erstellen, ist es daher immer wichtig, dass Sie verschiedene Aspekte in Ihre Überlegungen mit einbeziehen. 

Meist gestellte Fragen:

Wo steht der Verbraucherpreisindex aktuell?

Momentan (Stand Februar 2024) steht der Verbraucherpreisindex bei 117,6 Punkten. Im Vergleich zum Vormonat ist der VPI damit um 0,3 angestiegen.

Was gibt der VPI an?

Der Verbraucherpreisindex gibt an, wie sich alle Waren und Dienstleistungen, die von privaten Haushalten in Anspruch genommen werden, durchschnittlich entwickeln. Dies umfasst Nahrungsmittel, Güter wie Kleidung, KfZ, Mietpreise und Dienstleistungen wie Reparaturen oder Friseurbesuche.

Welchen Nutzen hat der VPI?

Der Verbraucherpreisindex ist ein wichtiger Indikator, an dem sich die wirtschaftliche Lage eines Landes ablesen lässt. Insbesondere in Kombination mit Löhnen ist der Verbraucherpreisindex interessant, denn daraus lässt sich beispielsweise bestimmen, ob eine Phase wirtschaftlichen Aufschwungs oder eine zu hohe Inflation vorliegt.

Trader Andre Witzel
Andre Witzel
Gründer & Chefredakteur
Über den Autor: Erfahrener Trader im Bereich Forex, CFDs, Aktien und Futures seit 2013. Über 21.000 Abonnenten auf Youtube und 500 veröffentlichte Trading Videos.
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Geschrieben von: Andre Witzel Gründer & Chefredakteur
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Reviewed by: Res Marty Softwaretester und Autor
Res konzentriert sich bei Trading für Anfänger auf den Bereich "Hinter der Kulisse". Er ist außerdem Autor und Softwaretester mit einem betriebswirtschaftlichen Hintergrund.
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