Trader Andre Witzel
Geschrieben von: Andre Witzel
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Überprüft von: Maren Dinges
Finanzierung

Das Börsenparkett ist ein Ort an der Börse (auf English auch Trading Pit genannt), an dem Trader die Orders über Aktien, Wertpapiere oder Rohstoffe direkt an die Märkte weitergeben.

Lange, bevor es Computer gab, wurde bereits mit Aktien gehandelt. Der Ankauf und Verkauf von Aktien wurde zu dieser Zeit ausschließlich mithilfe des Parketthandels betrieben, der ebenso unter dem Begriff Präsenzhandel bekannt ist. Letzteres drückt aus, dass es sich um einen Handel mit örtlicher Präsenz handelt.

Ebenso wurde in früheren Zeiten der Begriff Ringhandel verwendet, um den Ort innerhalb der Börse zu bezeichnen. Händler müssen zum Ankauf und Verkauf von Aktien das Börsenparkett aufsuchen. Damit erklärt sich der Begriff Parkett.

Wie ein Börsenparkett aussehen könnte, spiegelt der Film Wolf of Wall Street sehr gut wider.

Die Börse vor dem Zeitalter des Computers: der Handel auf dem Börsenparkett

Beim Parketthandel kommunizieren die Händler miteinander direkt auf dem Börsenparkett. Dazu rufen sich die Parteien Verkaufsangebote und Kaufangebote in einer speziellen Handelssprache, dem Börsenjargon, in Kurzform zu. Das Wort Geld steht in dem Zusammenhang für ein Kaufangebot und das Wort Brief für ein Verkaufsangebot. Ebenso gehört ein ausdrucksvolles Gestikulieren der Händler zum Parketthandel auf dem Börsenparkett.

Beispiele:

  • „Ich bin Geld in Allianz“ bedeutet, dass ein Händler bereit ist, Allianz Aktien zu kaufen.
  • „Ich bin 119 Geld in Allianz“ signalisiert, dass ein Händler mit einem Limit von 119 bereit ist, Allianz Aktien zu kaufen.
  • „Ich bin Brief 120“ drückt aus, dass der rufende Händler bereit ist, zu einem Kurs von 120 zu verkaufen.
  • Mit den Begriffen „an Dich“ sowie „von Dir“ wird der Handel abgeschlossen.

Der Präsenzhandel hat eine lange Geschichte

Der Standort der ersten Börse der Welt ist umstritten: Brügge oder Antwerpen. Allgemein gilt 1409 als Gründung der ersten Börse in Brügge. Einige Jahre später wurde das erste offizielle Gebäude ausschließlich zum Zwecke des Börsenhandels in Antwerpen eröffnet. Daher nehmen die Antwerpener für sich ebenfalls den Ursprung der Börse in Anspruch. Die Herkunft des Begriffs ist jedoch klar. Es geht auf die Kaufmannsfamilie van der Beurse aus Brügge zurück, deren Familienwappen drei Geldbörsen zierte.

Im Haus der Familie in Brügge fanden immer wieder Geschäftsessen oder andere Zusammenkünfte, insbesondere mit Kaufleuten aus Italien, statt. Bei diesen Treffen fand ein reger Handel mit Gütern statt. Im Laufe der Zeit verlagerte sich das niederländische Wort „beurse“ vom Gebäude auf die Treffen selbst und wurde anschließend in weitere europäische Sprachen übernommen. Im Englischen wird die Börse jedoch als „Stock Exchange“ oder „Commodity Exchange“ bezeichnet.

Seit dem 16. Jahrhundert wird an Börsen ein geregelter Handel mit Gütern und Finanzprodukten betrieben.

Seinerzeit entstanden die Börsen von:

  • Augsburg, Köln, Lyon (1540)
  • Hamburg (1558)
  • London (1571)
  • Frankfurt (1585)
Alte Handelsplätze
Zu den „alten“ Handelsplätzen zählt auch die Wiener Börse, welche 1771 gegründet wurde. 21 Jahre danach entstand die berühmte New York Stock Exchange (1792). Sie ist aktuell die weltweit größte Börse. Da der Boden, auf dem die Händler ihre Geschäfte abwickelten, später in der Regel aus Parkett gefertigt wurde, wird auch von „Parketthandel“ gesprochen.

Spezialisten betreiben das Geschäft auf dem Börsenparkett

Der Verkauf per Zuruf erfüllte noch viele Hundert Jahre die Börsensäle der Welt. Im Parketthandel zählte das gesprochene Wort und das Geschäft kam rechtswirksam zustande. Es bildeten sich Spezialisten, Börsenmakler und Broker, die direkt im Börsensaal die Preise durch Angebot und Nachfrage ermittelten.

Die Vorteile des Börsenhandels wurden schnell erkannt. Die Börse bietet Preistransparenz und es wird Liquidität konzentriert. Allerdings wurden später die Möglichkeiten der Manipulation erkannt, was zur Einführung von Börsenaufsichten führte.

Die Entwicklung vom Parketthandel zum elektronischen Handel

Das bunte Treiben auf dem Börsenparkett mit Handzeichen und lauten Rufen ist heute größtenteils Geschichte. Die meisten Wertpapiergeschäfte erfolgen über elektronische Handelssysteme wie beispielsweise XETRA in Deutschland. Beim Handel mittels Computer werden die Aufträge automatisch mit Gegenpositionen abgeglichen und verarbeitet.

Die Vorteile des elektronischen Handels liegen vor allem in der Schnelligkeit. Darüber hinaus werden oft bessere Preise erzielt. Aufträge können ohne großen Aufwand in mehrere Orders gesplittet werden, wodurch in der Summe ein vorteilhafterer Preis erzielt wird. Der Frankfurter Börsensaal zählt aufgrund zahlreicher Fernsehübertragungen zu den bekanntesten Handelsplätzen in Deutschland. Gleiches gilt für die New York Stock Exchange (NYSE). An der Frankfurter Börse wurde der Parketthandel im Jahr 2011 endgültig eingestellt. In Österreich und in der Schweiz wurde der Schlussstrich bereits einige Jahre vorher gezogen.

Heute findet noch an einigen Regionalbörsen in Deutschland Parketthandel statt. In Stuttgart beispielsweise mit Optionsscheinen und in Berlin mit einigen Auslandswerten.

Fazit: Geschichte hilft verstehen – einfacher und günstiger geht es heute elektronisch

Wer sich mit der Geschichte der Börse beschäftigt, insbesondere mit der Preisbildung im Parketthandel, wird das Geschehen an der Börse leichter nachvollziehen können. Die Errungenschaften der Technik haben es jedoch erst ermöglicht, dass sich jeder ohne großen Aufwand mit dem Handel von Wertpapieren beschäftigen kann. Ebenso darf die zeitliche Unabhängigkeit nicht unterschätzt werden. Aus Auftragserteilung bei der Bank, Beauftragung des Börsenmaklers und abwarten bis zum nächsten Tag, sind heute wenige Klicks geworden.

Meist gestellte Fragen:

Was ist das Börsenparkett?

Das Börsenparkett ist der Bereich einer Börse, auf dem Händler und Makler interagieren, um Käufe und Verkäufe von Anleihen und Wertpapieren zu tätigen. Heutzutage läuft dieser Teil des Börsenhandels fast ausschließlich elektronisch ab. In der Vergangenheit war das Parkett jedoch von direkter Interaktion, wo Händler physisch präsent sein mussten, um Geschäfte zu tätigen. Dabei wurden Handzeichen verwendet und Aufträge sowie Preise mussten verbal kommuniziert werden. Dieser Prozess ist auch als „Open Outcry“ bekannt.

Wie läuft der Parketthandel ab?

Im Gegensatz zum modernen elektronischen Handel, bei dem Käufe und Verkäufe von Wertpapieren über digitale Plattformen und ohne direkten menschlichen Kontakt erfolgen, treffen sich die Teilnehmer beim Parketthandel physisch im Börsengebäude, um dort Trades abzuwickeln. Diese traditionelle Methode des Handels, auch bekannt als Präsenzhandel, basiert auf dem direkten Austausch von Kauf- und Verkaufsangeboten zwischen den Händlern, die durch Handzeichen und mündliche Ausrufe ihre Absichten kommunizieren.

Wo gibt es heute noch Parketthandel?

In einigen Regionalbörsen, wie der Stuttgarter oder Berliner Börse, gibt es bis heute noch den Parketthandel. Der Parketthandel ist dort allerdings nur für bestimmte Assets noch zulässig.

Trader Andre Witzel
Andre Witzel
Gründer & Chefredakteur
Über den Autor: Erfahrener Trader im Bereich Forex, CFDs, Aktien und Futures seit 2013. Über 21.000 Abonnenten auf Youtube und 500 veröffentlichte Trading Videos.
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Reviewed by: Maren Dinges Autorin und Brokerexpertin
Maren ist aktiv im Finanzbereich und redaktioniert bei Trading für Anfänger Themenbereiche wie Portfoliomanagement, Betrug im Anlagensektor und klassische Investitionsmöglichkeiten.
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