Ist man am Finanzmarkt aktiv, wird man schnell mit verschiedenen Fachbegriffen und Abkürzungen konfrontiert. Den Begriff „LIBOR“ bekommt man aber meist nur in sehr gut informierten Kreisen zu hören. Gerade Anfänger können mit der Buchstabenreihe nichts anfangen und sind erstaunt über das Wissen selbsternannter Profis. Aber was steckt hinter diesem ungewöhnlichen Synonym und warum dürfte dieser Ausdruck bald in Vergessenheit geraten? In diesem Artikel klären wir die wichtigsten Fragen.
Alle Fragen zu LIBOR beantwortet:
- LIBOR steht für London Interbank Offered Rate.
- Der LIBOR ist ein Referenz- bzw. Basiszinssatz.
LIBOR – die Bedeutung hinter der Abkürzung
Hinter der Buchstabenreihe „LIBOR“ verbirgt sich der sperrige Begriff „London Interbank Offered Rate“. Damit ist ein in London festgelegter Referenzzinssatz gemeint, der an allen Bankarbeitstagen und unter der Beachtung bestimmter Gegebenheiten ermittelt wird. Vor allem dient er als Grundlage für die Bestimmung des Kreditzinses. Einfacher gesagt: Der LIBOR ist ein durchschnittlicher Zinssatz aus den Brief Sätzen einer Reihe internationaler Großbanken. Je nach Währung sind 8, 12, 16 oder sogar 20 Institute an der Bestimmung des Zinssatzes beteiligt.
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Die Entstehung
Der LIBOR entstand vor allem aus der Praktik heraus, dass die Leitzinsen der jeweiligen Nationalbanken lange Zeit der einzige Referenzzinssatz waren. In London wuchs die Besorgnis – diese Praxis könnte eventuell das Wachstum von Bankgeschäften hemmen. So bildete sich im Jahre 1984 eine Gemeinschaft aus britischen Banken und weiteren beteiligten Gruppen, um sich dieser Problematik anzunehmen. Für alle wichtigen Währungen der Welt sollte ein Referenzzinssatz eingeführt werden, der nach rein objektiven Merkmalen ermittelt werden sollte. Nach einer kurzen Testphase wurde diese Praxis im Jahre 1986 für mehrere Währungen dieser Welt eingeführt.
Die Ermittlung und Bedeutung des LIBOR
Der LIBOR wird für 15 unterschiedliche Laufzeiten und in 10 Währungen ermittelt – unter anderem in Euro, Pfund, Yen, Franken oder US-Dollar. Die Zeiträume variieren zwischen einem Tag, einer Woche oder ein, zwei, drei, sechs oder zwölf Monaten. Die Grundlage bildet meist die Bereitstellung der Zinssätze von verschiedenen Bankinstituten, zu denen sie sich untereinander Geld, inklusive einer einberechneten Gewinnmarge, leihen würden. Eine Nachrichtenagentur kalkuliert aus den gemeldeten Zinssätzen den LIBOR. Dies geschieht tagtäglich in den 25 Minuten zwischen 11:20 und 11:45 Uhr. Je nachdem, wie viele Banken an der Meldung teilnehmen, wird eine bestimmte Anzahl der höchsten und niedrigsten Zinssätze bei der Berechnung außen vorgelassen. Damit kommt es nicht zu Ausschlägen des Satzes in die eine oder andere Richtung. Nach 11:45 veröffentlicht die oben angesprochene Nachrichtenagentur Thomson Reuters die Ergebnisse.
Das Ende des LIBOR
Lange Zeit galt der LIBOR weltweit als bedeutende Berechnungsgrundlage und dies nicht nur für den Geldmarkt, sondern auch für Anleihen oder Derivate. Im Jahre 2012 ereignete sich der sogenannte LIBOR Skandal, in den mehrere weltweit agierende Banken involviert waren. Im Grunde ging es dabei um weitreichende Manipulationsvorwürfe. Nach mehreren Maßnahmen – unter anderem wurde die Zuständigkeit von der Londoner auf die New Yorker Börse übertragen – geht der LIBOR nun mit großen Schritten auf sein Ende zu. Im Jahre 2017 wurde beschlossen, den LIBOR aufgrund einiger Schwächen (unter anderem der leichten Anfälligkeit für Manipulation) gegen andere Referenzzinssätze zu ersetzen. Das soll im Jahre 2021 geschehen. Im Anschluss an den LIBOR wird es wohl nicht mehr nur einen weltweit wichtigen Zinssatz geben – durch mehrere Nachfolger soll das internationale Währungssystem unabhängiger von einem Referenzzinssatz sein.
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