Trader Andre Witzel
Geschrieben von: Andre Witzel
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Finanzierung

Die Kennzahl EBITDAR ist eine Abkürzung für „earnings before interest, taxes, depreciation, amortization, and restructuring or rent costs“. Übersetzen lässt sich dies mit „Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen auf Sachanlagen und immaterielle Vermögensgegenstände und Mieten oder Restrukturierungskosten“. Sie ist eine Erweiterung der Kennzahlen EBIT und EBITDA, bei der in der Berechnung zusätzlich Mieten oder Restrukturierungskosten beachtet werden. Sie hilft Analysten, die Fähigkeit des Unternehmens zu verstehen, Gewinne zu erwirtschaften, selbst wenn es hohe Miet- oder Umstrukturierungskosten im Rahmen seiner Geschäftstätigkeit hat.

Wie man also erkennen kann, werden anders als beim EBITDA zusätzlich auch noch Miet- und Restrukturierungskosten bei der Berechnung addiert. Die Kennzahl wird vor allem bei Unternehmen sehr häufig genutzt, die beispielsweise hohe Summen für Miete zahlen. Einige Beispiele für solche Unternehmensarten wären Hotels, Restaurants oder auch Krankenhäuser. Mit dem EBITDAR wird dann die Profitabilität des Geschäfts betrachtet, ohne dass die Mietkosten bei der Bilanz ins Gewicht fallen.

EBITDAR: Die wichtigsten Fakten auf einen Blick

  • EBITDAR steht für earnings before interest, taxes, depreciation, amortization, and restructuring or rent costs.
  • Betrifft Anwendungen, die sowohl innerbetriebliche als auch außerbetriebliche Prozesse betreffen.
  • Steuern und Zinsen sind nicht Teil der Berechnung.
EBITDAR Infografik

Anwendung der Kennzahl EBITDAR

Das EBITDAR hat ähnlich wie das EBIT und das EBITDA Anwendungen, die sowohl innerbetriebliche als auch außerbetriebliche Prozesse betreffen. Im Betrieb selbst kann die Kennzahl unter anderem im Bereich Controlling benutzt werden, um das Unternehmen hinsichtlich der Profitabilität zu bewerten. Ebenso wird die Kennzahl von Kreditinstituten hinzugezogen, wenn es darum geht, die Kreditwürdigkeit eines Unternehmens zu überprüfen.

Wenn beispielsweise Privatinvestoren zwei Unternehmen vergleichen wollen, kann die Kennzahl ebenfalls aussagekräftig sein. Insbesondere ist das der Fall, wenn die zu vergleichenden Unternehmen in derselben Branche tätig sind, sich aber in der Kostenstruktur so unterscheiden, dass das eine Unternehmen die genutzten Immobilien besitzt, während das andere Unternehmen die Immobilien lediglich mietet. Auf diese Weise lässt sich anhand einer Kennzahl relativ schnell die Effizienz betrieblicher Abläufe gegenüberstellen.

Die Berechnung des EBITDAR

Wie bereits erwähnt ist das EBITDAR lediglich eine Erweiterung der bereits bekannten Kennzahlen EBIT und EBITDA. Dementsprechend ist auch die Berechnung größtenteils sehr ähnlich und nur um wenige Punkte ergänzt.

Beim EBIT wird der Umsatz eines Unternehmens betrachtet. Von diesem werden dann betriebliche Aufwendungen wie Personal- und Materialkosten abgezogen. Des Weiteren werden materielle und immaterielle Abschreibungen wie Maschinenverschleiß und auch beispielsweise Patentkosten vom Umsatz abgezogen. Es werden also lediglich Steuern und Zinsen nicht in die Berechnung aufgenommen.

Beim EBITDA werden allerdings diese materiellen und immateriellen Abschreibungen ebenso wie die Steuern und Zinsen nicht einberechnet. Das EBITDAR stellt noch eine zusätzliche Erweiterung dar, bei der dann auch Miet- und Restrukturierungskosten von den Ausgaben abgezogen werden.

Ein Beispiel für die Berechnung dieser Kennzahl:
Ein Unternehmen erzielt einen Umsatz von 2.000.000 EUR. Von diesen 2.000.000 EUR werden 600.000 EUR betriebliche Aufwendungen abgezogen, sodass ein Betriebsergebnis von 1.400.000 EUR erwirtschaftet wurde. Dies ist dann auch das EBIT. Um das EBITDA zu berechnen, werden nun die materiellen und immateriellen Abschreibungen aus den betrieblichen Aufwendungen wieder addiert. Angenommen, diese lägen bei 100.000 EUR, dann läge das EBITDA bei einer Höhe von 1.500.000 EUR. Um nun im letzten Schritt das EBITDAR zu berechnen, müssen des Weiteren noch die Miet- und Restrukturierungskosten addiert werden. Wenn diese nun bei weiteren 150.000EUR lägen, dann läge das EBITDAR bei 1.650.000 EUR.

Wie beeinflusst das EBITDAR den Aktienkurs von Unternehmen?

EBITDAR bietet Anlegern einige wichtige Informationen über die betriebliche Leistungsfähigkeit eines Unternehmens, einen direkten Einfluss auf Aktienkurse hat die Kennzahl allerdings nicht. Wie der Aktienkurs verläuft, ist von vielen verschiedenen Faktoren abhängig, allerdings gibt es einige Aspekte, in denen das EBITDAR indirekt Auswirkungen auf den Kurs haben kann:

  1. Bewertung der operativen Rentabilität: Investoren nutzen das EBITDAR, um die operative Rentabilität eines Unternehmens zu bewerten. Das ist insbesondere interessant, wenn man die Ergebnisse der Kennzahl von ähnlichen Unternehmen der gleichen Branche vergleichen möchte. Hat ein Unternehmen ein höheres EBITDA als ähnliche Unternehmen, könnte dies von Investoren als positives Zeichen gesehen werden und sie motivieren, mehr Aktien zu kaufen, wodurch der Kurs ansteigt. Ein niedriges EBITDAR könnte sich dagegen negativ auswirken.  
  2. Verschuldung und Liquidität: Das EBITDAR wird nicht nur zum Vergleich herangezogen, sondern auch um herauszufinden, wie liquide ein Unternehmen ist. Die Kennzahl hilft dabei, die finanzielle Flexibilität eines Unternehmens zu beurteilen. Dabei weist ein höheres EBITDAR darauf hin, dass das Unternehmen finanziell mehr Freiräume hat und so auch eventuelle Schulden besser bedienen kann. Was von Investoren ebenfalls als gutes Zeichen gewertet werden kann und zu einem positiveren Kurs führen könnte. 
  3. Managementperformance: Ob das EBITDAR positiv oder negativ ausfällt, spiegelt auch in gewisser Weise die Performance des Managements wider. Ein gesteigertes EBITDAR zeigt, wie erfolgreich das Management bei der Wertsteigerung des Unternehmens war. Ein durch das EBITDAR gesteigertes Vertrauen in das Management könnte sich auch auf den Aktienkurs wieder positiv auswirken. 

Grob gesagt kann man also zusammenfassen, dass sich ein positives EBITDAR auch positiv auf den Aktienkurs auswirken kann, sinkt die Kennzahl allerdings, kann sich das auch negativ auf den Kurs niederschlagen. Allerdings ist das EBITDAR nicht der einzige Aspekt, der zur Bewertung eines Unternehmens herangezogen werden sollte. Es gibt viele weitere wichtige Kennzahlen und auch die allgemeine Marktsituation sollte bei der Analyse immer mitbetrachtet werden. 

Vor- und Nachteile des EBITDAR

Wie bereits angedeutet, ist die Kennzahl besonders gut geeignet, wenn es darum geht, Unternehmen zu vergleichen, die zwar in derselben Branche aktiv sind, allerdings unterschiedliche Kostenstrukturen gewählt haben. Dort lassen sich dann die Vor- und Nachteile der jeweiligen Kostenstruktur erkennen.

Für Unternehmen hat die Kennzahl vor allem Vorteile, wenn sie sich in einer Phase der Umstrukturierung befinden. Da in einer solchen Phase oftmals hohe Kosten anfallen, fällt auch der Jahresabschluss dementsprechend schlechter aus. Mit der Kennzahl EBITDAR ist es allerdings möglich, diese Kosten nicht zu berücksichtigen und trotzdem augenscheinlich positive Zahlen zu liefern.

Gerade Privatinvestoren sollten sich allerdings beim Vergleich zweier Unternehmen nicht nur auf diese Kennzahl fixieren, da sie – wie gerade aufgezeigt – relativ leicht benutzt werden kann, um Bilanzen aufzupolieren.

Fazit – gute Kennzahl zur Ermittlung des Reingewinns

Als Erweiterung der bekannteren Kennzahlen EBIT und EBITDA ist EBITDAR am besten dazu geeignet, um einen möglichst reinen Blick auf den tatsächlichen Gewinn eines Unternehmens zu erhalten. Daher eignet sich diese Kennzahl bestens, um die Kostenmanagement-Strategien verschiedener Unternehmen zu vergleichen, aber auch deren langfristige Profitabilität.

Je nach Branche ist der Nutzen von EBITDAR unterschiedlich hoch. Insbesondere in kostenintensiven Branchen in Bezug auf Mietobjekte lohnt es sich, diese Kennzahl heranzuziehen. Dazu gehören die Hotellerie und Gastronomie im Allgemeinen sowie Luftfahrtgesellschaften und Einzelhandelsketten, die oft erhebliche Miet- und Leasingkosten haben.

EBITDAR bietet in diesen Fällen einen klareren Einblick in die operative Leistungsfähigkeit eines Unternehmens, indem Miet- und Leasingkosten ausgeschlossen werden, die erheblich variieren und das Betriebsergebnis verzerren können. Dies ermöglicht einen faireren Vergleich zwischen Unternehmen, die eigene Immobilien besitzen, und solchen, die ihre Standorte mieten oder leasen.

Meist gestellte Fragen:

Wie berechnet man die EBITDAR-Marge?

Um die EBITDAR-Marge zu berechnen, nimmt man das EBITDAR (Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation, Amortization, and Rent/Leasing) und setzt es ins Verhältnis zum Gesamtumsatz des Unternehmens. Die Formel dafür lautet: EBITDAR/Gesamtumsatz x 100. Diese Kennzahl gibt in Prozent an, welcher Anteil des Gesamtumsatzes als operativer Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen, Amortisation und Miet- bzw. Leasingkosten übrig bleibt.

Was ist eine gute EBITDAR-Marge?

Eine gute EBITDAR-Marge liegt in der Regel im niedrigen bis mittleren zweistelligen Bereich. Wie hoch und wie aussagekräftig die optimale EBITDAR-Marge ist, ist aber von Branche zu Branche unterschiedlich. Insbesondere in Branchen, in denen hohe Miet- und Leasingkosten anfallen, wie in der Luftfahrtindustrie, im Einzelhandel sowie in der Hotel- und Gaststättenbranche, deutet eine höhere EBITDAR-Marge daraufhin, dass das betrachtete Unternehmen sehr effizient wirtschaftet.

Für welche Unternehmen ist eine Betrachtung des EBITDAR am sinnvollsten?

EBITDAR ist sinnvoll für Unternehmen, die entweder mit hohen Miet- oder Leasingkosten konfrontiert sind oder solche, die gerade eine Umstrukturierung durchlaufen haben. In letzterem ist das EBITDAR eine bessere Kennzahl zur Ermittlung der Profitabilität, da so nicht die einmaligen Kosten der Umstrukturierung ins Gewicht fallen. Betrachtet man hingegen Branchen wie Casinos, Restaurants oder Hotels, die in der Regel hohe Mietkosten haben, kann auch hier eine Betrachtung des EBITDAR sinnvoller sein, um ein unverzerrtes Bild des Gesamtgewinns zu erhalten.

Was ist der Unterschied zwischen EBIT, EBITDA und EBITDAR?

Der Unterschied zwischen diesen Kennzahlen ist, dass sie zwar alle den Gewinn um bestimmte Kosten bereinigen, dies jedoch in unterschiedlichem Umfang tun. Während EBIT lediglich Zinsen und Steuern aus der Berechnung entfernt, so werden beim EBITDA auch Abschreibungen und Amortisationen ausgeschlossen. EBITDAR erweitert dieses Modell schließlich noch um Miet- und Umstrukturierungskosten, sodass eine noch genauere Betrachtung der operativen Leistung eines Unternehmens möglich wird.

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Andre Witzel
Gründer & Chefredakteur
Über den Autor: Erfahrener Trader im Bereich Forex, CFDs, Aktien und Futures seit 2013. Über 21.000 Abonnenten auf Youtube und 500 veröffentlichte Trading Videos.
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Reviewed by: Maren Dinges Autorin und Brokerexpertin
Maren ist aktiv im Finanzbereich und redaktioniert bei Trading für Anfänger Themenbereiche wie Portfoliomanagement, Betrug im Anlagensektor und klassische Investitionsmöglichkeiten.
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