Beim Begriff „Leerverkäufe“ denken die meisten Investoren zunächst an die Bankenkrise der USA und die Insolvenz-Vorwürfe an das Bankenhaus Bear Stearns. Und auch zuletzt wurde das Thema nach dem starken Anstieg der Gamestop-Aktie im Jahr 2021 heiß diskutiert.
Alles Wissenswerte zum Leerverkauf in Kürze
- Bei einem Leerverkauf entscheidet sich ein Investor eine Aktie zu verkaufen, die er nicht besitzt sondern bei Leerverkaufs-Brokern geliehen hat. Dies geschieht meist wenn der Investor fallende Aktienpreise erwartet.
- Bei Leerverkäufen unterscheidet man zwischen gedeckelten und ungedeckelten Positionen. Die zweite Variante ist deutlich risikoreicher.
- Die Vorteile wie hohes Gewinnpotenzial und tiefe Einstiegshürden sollten sorgfältig mit den Risiken abgewogen werden.
- Innerhalb der Europäischen Union sind ungedeckelte Leerverkäufe verboten.
Doch worum handelt es sich bei ungedeckten Leerverkäufen? Und wie sieht die aktuelle Rechtslage aus? Im Nachfolgenden beantworten wir die Frage “Wie mache ich einen Leerverkauf?” und klären auf, was Leerverkäufe sind, bei welchen Anlageklassen sie vorkommen und welche Vor- und Nachteile sie Tradern bieten.
Was sind Leerverkäufe?
Bei Leerverkäufen legen Investoren einen zukünftigen Zeitpunkt fest, zu dem ein Wertpapier zu einem bestimmten Preis verkauft wird, obwohl sie das Objekt noch nicht besitzen. Dazu werden Aktien größtenteils zunächst gegen eine Leihgebühr ausgeliehen und anschließend verkauft.
Auf den ersten Blick ist Tradern oft unklar, welche Auswirkungen Leerverkäufe auf die Kursbewegungen haben. Dies kann zur Fehlinterpretation von Kursentwicklungen und dem unprofitablen Schließen/Öffnen einer Position führen. Sehen wir uns den Ablauf von Leerverkäufen daher zunächst anhand eines Beispiels an.
Leerverkauf Beispiel
Doch wie funktionieren Leerverkäufe? Folgendes Beispiel liefert einen Einblick in die Praxis:
Nehmen wir an, Aktien des Unternehmens XY werden derzeit für 80 € gehandelt. Da Sie mit einem Absinken des Kurses rechnen, entscheiden Sie sich dazu, Leerverkäufe durchzuführen. Dazu leihen Sie sich beim Broker Ihres Vertrauens 200 Aktien und verkaufen diese wiederum auf dem offenen Markt. Innerhalb weniger Tage sinkt der Kurs auf 50 €, sodass Sie Ihre Position schließen und 200 XY-Aktien für 50 € zurückkaufen.
Um den Gewinn zu ermitteln, müssen Sie lediglich die Differenz zwischen Ausgangspreis (80 € × 200 = 16.000 €) und Rückkaufswert der Aktie (50 € × 200 = 10.000 €) berechnen. Der Gewinn beträgt in diesem Beispiel also 6000 €. Davon sollte außerdem die Leihgebühr des Brokers abgezogen werden.
Anhand des Beispiels wird die Strategie hinter Leerverkäufen deutlich. Investoren leihen sich Aktien bei Leerverkaufs-Brokern, da sie fallende Preise erwarten. Sollte sich diese Hoffnung erfüllen, können sie die Aktien später billig nachkaufen. Sollten sie sich allerdings verschätzt haben, setzen sie sich einem großen Risiko aus. Immerhin kann ihr Broker die Aktien jederzeit zurückverlangen, sodass sie die Position eventuell mit einem Verlust schließen müssen.
Ungedeckte vs. gedeckte Leerverkäufe
Bei Leerverkäufen wird zwischen sogenannten gedeckten und ungedeckten Positionen unterschieden. Das Grundprinzip bleibt dabei zunächst gleich. Ein Investor entscheidet sich dazu, eine Aktie zu verkaufen, die er nicht besitzt. Ist der Leerverkauf gedeckt, leiht sich der Investor die Aktie gegen eine Leihgebühr von einem Broker. Anschließend wird die Aktie auf dem offenen Markt verkauft. Da man ein Fallen des Kurses erwartet, wird die Aktie zu einem späteren Zeitpunkt – hoffentlich billiger – eingekauft und dem Broker zurückgegeben.
Bei ungedeckten Leerverkäufen hingegen wurde das Wertpapier zuvor weder erworben noch geliehen. Investoren spekulieren dabei mit dem Verkauf eventuell nicht existierender Aktien. Sollte es dazu kommen, dass mehr Aktien verkauft werden als tatsächlich existieren, wirkt sich dies in der Regel stark auf den Kurs aus. Im ungedeckter Leerverkauf Beispiel von Bear Stearns wird sogar davon ausgegangen, dass die hohe Anzahl ungedeckter Leergeschäfte die Auswirkungen der Finanzkrise verstärkt haben könnten. Auch im berühmten Beispiel der ungedeckten Leerverkäufe mit Gamestop zeigte, welche Auswirkungen solche Manöver haben können.
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Vor- & Nachteile ungedeckter Leerverkäufe
Vorteile
Der größte Vorteil von Leerverkäufen liegt unbestreitbar in der Chance, hohe Gewinne einzufahren. Wenn Investoren mit ihrer Einschätzung des Marktes richtig liegen, gelingt es ihnen meistens, das entsprechende Wertpapier bedeutend billiger zu kaufen, als sie es zunächst verkauft haben. Trotz der anfallenden Leihgebühr kann sich Short-Selling also durchaus auszahlen.
Einen weiteren Vorteil stellen außerdem die niedrigen Einstiegsbarrieren dar. Händler benötigen oft nur wenig Startkapital. Dadurch kann es auch für Privatinvestoren und Anfänger interessant sein. Letztlich handelt es sich bei Leerverkäufen um eine der wenigen Strategien, die Gewinne auch bei fallenden Märkten ermöglichen. Statt abzuwarten, bis sich der Kurs erholt hat, können Sie durch Leerverkäufe weiterhin profitable Geschäfte abschließen.
Vorteile zusammengefasst:
- Chance auf hohe Gewinne
- Niedrige Einstiegsbarrieren
- Profitable Geschäfte auch bei fallenden Märkten
Nachteile
Gleichzeitig handelt es sich beim Short-Selling allerdings auch um eine riskante Strategie, da sich der Kurs nicht immer entsprechend den Erwartungen der Trader entwickelt. Nicht selten müssen Investoren Wertpapiere teuer wieder einkaufen, um sie dem entsprechenden Broker zurückzugeben. Da das Verlustrisiko bei Fehleinschätzungen nahezu unbegrenzt hoch ist, sollten Sie sich vor dem Durchführen von Leerverkäufen also der Chancen und Risiken bewusst sein.
Zudem wird für das Short Selling ein Marginkonto benötigt, für das zusätzliche Gebühren und Zinsen anfallen können.
Nachteile zusammengefasst:
- Hohes Verlustrisiko
- Marginkonto notwendig
Rechtslage
Auch in Bezug auf die aktuelle Rechtslage muss eine Unterscheidung zwischen gedeckten und ungedeckten Leerverkäufen gemacht werden. Denn während gedeckte Leerverkäufe – also Leerverkäufe, bei denen der Investor die Aktie geliehen hat – vollkommen legal sind, wurden ungedeckte Leerverkäufe als Reaktion auf die Finanzkrise verboten. Unter dieses Verbot fallen „europäische“ Aktien, also Aktien, deren Haupthandelsplatz sich innerhalb der EU befindet.
Daher ist es notwendig, sich beim Handel mit nicht-europäischen Aktien über die geltende Rechtslage zu informieren. Innerhalb der EU gilt jedenfalls, dass zum Zeitpunkt des Leerverkaufs bereits eine Deckung vorliegen muss, in der Regel in Form eines zuvor abgeschlossenen Leihgeschäfts.
Daher ist es notwendig, sich beim Handel mit nicht-europäischen Aktien über die geltende Rechtslage zu informieren. Innerhalb der EU gilt jedenfalls, dass zum Zeitpunkt des Leerverkaufs bereits eine Deckung vorliegen muss, in der Regel in Form eines zuvor abgeschlossenen Leihgeschäfts.
Fazit von Leerverkäufen
Bei Leerverkäufen handelt es sich um eine riskante Tradingstrategie, die sowohl hohe Gewinne, als auch verheerende Verluste einfahren kann. Dabei sind gerade ungedeckte Leerverkäufe nicht nur risikoreich, sondern in manchen Fällen sogar illegal.
Trader sollten vor dem Durchführen von Leerverkäufen aktuelle Marktbewegungen genau beobachten und sich ausreichend mit dem Thema auseinandersetzen, um böse Überraschungen zu vermeiden. Nur so kann sichergestellt werden, dass ihre Strategie aufgeht und die erhofften Gewinne erzielt werden können. Auch die Nutzung eines kostenlosen Demokontos kann Neueinsteigern dabei helfen, ein besseres Gefühl für Leerverkäufe zu entwickeln. Sehen Sie dazu auch meinen Leerverkaufsbroker Vergleich.
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Häufige Fragen zum Thema:
Was sind Leerverkäufe?
Bei Leerverkäufen verkaufen Trader ein Wertpapier, obwohl sie es zum entsprechenden Zeitpunkt noch nicht besitzen. Dazu leihen sie es zuvor entweder aus, oder kaufen es nach dem eigentlichen Verkauf ein.
Wie unterscheiden sich gedeckte und ungedeckte Leerverkäufe?
Während Händler das Wertpapier bei gedeckten Leerverkäufen zuvor von einem Broker geliehen haben, gibt es bei ungedeckten Leerverkäufen keine Absicherung. Dadurch kann es dazu führen, dass mehr Aktien verkauft werden, als sich tatsächlich auf dem Markt befinden.
Sind Leerverkäufe legal?
Während gedeckte Leerverkäufe völlig legal sind, sind innerhalb der EU ungedeckte Leerverkäufe verboten. Dies liegt mitunter an den angenommenen Auswirkungen von Leerverkäufen auf die Finanzkrise.
Warum sind ungedeckte Leerverkäufe illegal?
Ungedeckte Leerverkäufe sind in Deutschland verboten, weil sie hohe Risiken mit sich bringen, die über den Leerverkäufer selbst hinausgehen. Zum einen haben ungedeckte Leerverkäufe das Potenzial, das Gleichgewicht der natürlichen Preisbildung zu stören, da theoretisch mehr Aktien verkauft werden können, als zum Zeitpunkt des Leerverkaufs existieren. Daraus ergibt sich ein weiteres Risiko, nämlich dass bei zu vielen ungedeckten Leerverkäufen der Anleger die Aktie bei der Glattstellung nicht mehr zurückkaufen kann.