Trader Andre Witzel
Geschrieben von: Andre Witzel
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Überprüft von: Maren Dinges
Finanzierung

Der sogenannte Negativsaldoschutz ist eine Maßnahme, die gewährleisten soll, dass vor allem Kleinanleger beim Traden mit Forex und CFDs nicht mehr Geld verlieren können als sie auf ihr Depot eingezahlt haben. Sie garantiert, dass das Depot von Anlegern nicht ins Negative rutschen kann. Die ESMA (das ist die europäische Aufsichtsbehörde für den Handel mit Wertpapieren) hat 2018 beschlossen, dass alle europäischen Broker ihren europäischen Kunden einen Negativsaldoschutz gewährleisten müssen.

Negativsaldoschutz: Rechtslage und weiterführende Informationen

  • Dank des Negativsaldoschutzes sind mögliche Verluste beim Handel mit Hebel auf die Höhe der Einlage beim Broker begrenzt.
  • Laut ESMA müssen europäische Broker europäischen Kunden einen Negativsaldoschutz gewähren.
  • Der Negativsaldoschutz verhindert keine Verluste, begrenzt diese jedoch.
Negativsaldoschutz Infografik
Der Negativsaldoschutz bewahrt Anleger vor Verlusten, die über eingezahlte Summen im Depot hinausgehen.

Welche Änderungen hat die ESMA angeordnet?

Die ESMA hat im Jahr 2018 eine Reihe von Änderungen durchgeführt, um Anleger vor hohen Risiken zu schützen. So soll der neue sogenannte „Initial-Margin-Schutz“ allzu hohe Verluste unmöglich machen, die aus Hebelwirkungen entstehen. Vor 2018 gab es Broker, die mit Hebeln bis zu 500:1 operierten. Nun gibt es für verschiedene Finanzinstrumente unterschiedliche Maximalhebel, wobei der höchste Trading Hebel jetzt bei 30:1 liegt und der maximale Hebel für den Handel mit Kryptowährungen sogar auf 2:1 heruntergestuft wurde.

Zusätzlich zu diesem Hebelschutz wurden Risikowarnungen verankert und eine Werbebeschränkung eingeführt. Auf den Seiten von CFD-Brokern oder Forex-Brokern müssen nun Hinweise angebracht werden, die die Möglichkeit, schnell viel Geld zu verlieren, deutlich machen. Bei der Werbung dürfen Anleger nicht mehr damit geködert werden, dass sie Rabatte oder Geschenke für riskante Transaktionen bekommen.

In diese Liste der Änderungen fällt auch der Negativsaldoschutz, der verhindern soll, dass Anleger mehr Geld verlieren können als sie auf ihr Depot überwiesen haben. De facto ist dieser Schutz also das Ende der Nachschusspflicht.

Ein Beispiel für die Anwendung des Negativsaldoschutzes
Wenn der Anleger 1000 Euro investiert hat und diese Investition wegen eines eingesetzten Hebels mit – 2000 Euro abschließt, läge der Kontostand auf dem Depot ohne Negativsaldoschutz bei -1000 Euro. Wenn der Anleger nun durch den Negativsaldoschutz von der Nachschusspflicht befreit ist, steht das Depot wieder auf 0 und er schuldet dem Dienstleister nicht 1000 Euro. Durch diesen Schutz ist also gewährleistet, dass das Depot nicht unter 0 fallen kann, was vor 2018 möglich war und für ein böses Erwachen bei manchen Kleinanlegern gesorgt hat.

Für welche Finanzinstrumente gilt der Negativschutz?

Dieser Schutz gilt sowohl für den Handel mit CFD als auch für den Handel mit Forex. Als Hintergrund der neuen Regelung gibt die ESMA die Tatsache an, dass in den Jahren vor 2018 vermehrt Kleinanleger Finanzprodukte wie eben CFDs und Forex in spekulativer Weise genutzt haben, ohne deren Komplexität zu durchschauen.

Vorteile vom Negativsaldoschutz im Trading

In der Vergangenheit haben vermehrt Kleinanleger begonnen, mit CFDs und anderen Hebelprodukten zu traden und dabei die Risiken nicht gut genug einschätzen können. Daher hat die ESMA 1018 beschlossen, den  Negativsaldoschutz für alle europäischen Broker und deren europäische Kunden  verbindlich zu machen. Mit dem Negativsaldoschutz kamen auch einige weitere Änderungen, wie Warnhinweise auf den Seiten entsprechender Online-Broker. Die Einführung des Negativsaldoschutzes hat dabei einige Vorteile für die Kleinanleger: 

  • Risikobegrenzung: Durch den Negativsaldoschutz kann das Depot nicht mehr in den negativen Bereich rutschen. Damit erhalten Kleinanleger eine automatische Risikobegrenzung. Sollte eine unerwartete Schwankung in den Kursen zu Verlusten führen, unterliegt lediglich das von ihnen auf das Depot eingezahlte Kapital dem Risiko. So können Anleger sehr leicht planen, wie viel Kapital sie riskieren möchten. 
  • Vermeidung von Schulden: Zuvor war es möglich, dass durch eine ungünstige Marktbewegung auch der Saldo auf dem Trading Depot ins Negative rutscht. Da beim Trading mit Hebel sowohl die Gewinne als auch die Verluste multipliziert werden, bestand damit die Gefahr, schnell Schulden zu machen. 
  • Psychologischer Schutz: Das Wissen, dass Verluste auf das eingezahlte Kapital begrenzt sind, gibt den Anlegern auch ein besseres Gefühl beim Trading. Immerhin muss man sich so nicht mehr Sorgen machen, dass eventuelle Verluste dazu führen, dass hohe Schulden entstehen. 

Da der Negativsaldoschutz rechtlich verankert ist, bietet er für Privatanleger also viele Vorteile und ist ein wichtiger Aspekt des Risikomanagements beim Trading mit Hebel. Damit man sich aber auch wirklich darauf verlassen kann, sollte man sich den Broker genau anschauen. Denn nur Broker aus der EU sind rechtlich zum Negativsaldoschutz verpflichtet. Handelt man bei einem Broker außerhalb der EU, ist man dagegen nicht unbedingt geschützt. 

Fazit – wichtiger Schutzmechanismus für Privatanleger

Der Negativsaldoschutz ist ein wichtiger Mechanismus um Anleger und Trader vor unkontrollierbaren finanziellen Verlusten zu schützen. Denn nicht nur unerfahrenen Kunden könnte es passieren, dass die Verluste einmal das eingesetzte Kapital übersteigen. Denn bei gewaltigen und plötzlichen Kurssprüngen kann es auch dem erfahrensten Trader passieren, dass die Stop Loss Order weit unter der eigentlichen Stopschwelle ausgeführt wird.

Nur ein Negativsaldoschutz, wie er bei EU-regulierten Brokern Pflicht ist, kann eine solche Situation verhindern.

Meist gestellte Fragen zum Negativsaldoschutz:

Wie funktioniert der Negativsaldoschutz?

Der Negativsaldoschutz arbeitet vor allem mit Stop Out Levels. Diese beziehen sich auf den Mindestanteil an Margin, der auf dem Konto vorhanden sein muss, während sich darauf offene Positionen befinden. Geraten eine oder mehrere Position so stark in den Verlust, dass die Margin unter dieses Niveau sinkt, schließt der Broker automatisch so viele Positionen, bis die verfügbare Margin wieder über dem Stop Out Level liegt. In Extremsituationen, in denen sich der Markt plötzlich und stark in eine Richtung bewegt, kann es aber vorkommen, dass die Stop Out Level nicht schnell genug greifen und die Positionen nicht rechtzeitig geschlossen werden, um einen negativen Kontostand zu verhindern. In solchen Fällen tritt der Negativsaldoschutz in Kraft. Dieser stellt sicher, dass dem Kunden auch in Fällen, in denen das Konto eigentlich ins Minus geraten würde, keine Nachschusspflicht entsteht.

Gibt es auch Broker ohne Negativsaldoschutz?

Ja, es gibt Broker, die ohne Negativsaldoschutz arbeiten. Aufgrund der gesetzlichen Lage sind diese allerdings nur außerhalb der EU zu finden. Wer bei einem Broker ohne Negativsaldoschutz handelt, ist selbst dafür verantwortlich, seine Handelspositionen und das damit verbundene Risiko genau zu überwachen. Denn in solchen Fällen besteht das Risiko einer Nachschusspflicht- Stop Loss Orders und eine genaue Kontrolle der Positionsgrößen sind hier also umso wichtiger.

Welche Rolle spielen Margin Calls beim Negativsaldoschutz?

Der Margin Call ist eine Warnung des Brokers, dass mindestens eine Ihrer Positionen so weit in den Verlust geraten ist, sodass Ihre noch übrige Margin droht, unter das Stop Out Level zu sinken. Der Broker wäre dann gezwungen, Ihre Position automatisch zu schließen und die entstandenen Verluste auf Ihrem Konto zu realisieren. Um dies zu verhindern, können Sie auf den Margin Call reagieren, indem Sie zusätzliches Handelskapital nachschießen, um Ihre Margin wieder aufzufüllen und der Position mehr Spielraum für Verluste zu geben.

Trader Andre Witzel
Andre Witzel
Gründer & Chefredakteur
Über den Autor: Erfahrener Trader im Bereich Forex, CFDs, Aktien und Futures seit 2013. Über 21.000 Abonnenten auf Youtube und 500 veröffentlichte Trading Videos.
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Reviewed by: Maren Dinges Autorin und Brokerexpertin
Maren ist aktiv im Finanzbereich und redaktioniert bei Trading für Anfänger Themenbereiche wie Portfoliomanagement, Betrug im Anlagensektor und klassische Investitionsmöglichkeiten.
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