Trader Andre Witzel
Geschrieben von: Andre Witzel
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Finanzierung

Als Leitindex der britischen Börse spiegelt der FTSE 100 die Erwartungen an die britische Wirtschaft wider. Der Index enthält die nach Marktkapitalisierung größten 100 Unternehmen der britischen Börse und gibt hierdurch 80 % des Wertes der London Stock Exchange an. Herausgeber des FTSE 100 ist die FTSE Group, ein Joint Venture der Financial Times und der Londoner Börse. Zur FTSE Familie gehört neben dem FTSE 100 unter anderem der FTSE 250, der als Unterbau gilt und in dem die 250 Unternehmen gelistet sind, die hinsichtlich ihrer Marktkapitalisierung den größten 100 Unternehmen folgen. Die FTSE Group verwaltet neben dem FTSE 100 mehr als 200.000 Indizes auf der gesamten Welt.

Was ist der FTSE100? - Infografik

Der FTSE 100 mit der WKN 969378 ist ein Kursindex. Dies bedeutet, dass die Dividenden in den Kurs des FTSE 100 nicht eingerechnet werden. Experten bezeichnen das als realitätsnahes Vorgehen, da Dividenden dem Unternehmensvermögen entzogen werden. Der FTSE 100 wurde erstmals zum Jahresstart 1984 veröffentlicht und auf einen Kurs von 1.000 Punkten festgelegt. Zudem erfolgte eine Rückberechnung in das Jahr 1969 auf einen Stand von 313,16 Punkten. 1987 wurde bereits die Verdopplung bei über 2.000 Punkten erreicht. Es folgten weitere deutliche Wertzuwächse bis zum zwischenzeitlichen Allzeithoch bei knapp 7.000 Punkten. Nach dem Platzen der Dotcom-Blase dauerte es bis ins Jahr 2018, bis ein neuer Höchststand erreicht wurde. Dieser wird aktuell auf 7.792,56 Punkte beziffert.

UKX Index

Die Fakten zum FTSE 100 im Blick:

  • Der FTSE 100 ist der britische Leitindex.
  • Der Index bildet über 80 % der britischen Börse ab.
  • Über die Londoner Börse findet der Handel werktags statt.

Sehen Sie hier den aktuellen Kurs und Chart des FTSE 100:

Geschichte des FTSE 100

Der FTSE 100 wurde am 03.01.1984 zum ersten Mal veröffentlicht und auf einen Basiswert von 1.000 Punkten festgeschrieben. Durch Rückrechnungen erfolgte eine Zurückdatierung auf das Jahr 1969 und einen Wert bei 313,16 Punkten. Erstmals über 2.000 Punkten stand der FTSE 100 am 04.03.1987, was einer Verdopplung entsprach. Im Oktober folgte der Schwarze Montag der New Yorker Börse, der für einen Kursrückgang um 12,22 Prozent an einem Tag sorgte und bis heute als schlechtester Tag an der Londoner Börse zählt. Erholt und erstmals über 3.000 Punkten stand der Index im August 1993 dar. Es folgten Jahre der steigenden Kurse, ehe am 30.12.1999 beim Allzeithoch von 6.930,20 Punkten die Dotcom-Blase platzte, wodurch der FTSE 100 bis in den März 2003 um 50,4 Prozent abgab.

Im Anschluss konnten weitere Kursgewinne bis ins Jahr 2007 gefeiert werden, wobei der FTSE 100 im Gegensatz zu anderen globalen Werten kein neues Allzeithoch generieren konnte. Beim Stand von 6.732,40 Punkten machte sich die internationale Finanzkrise bemerkbar, in deren Zusammenhang der Index erneut auf den Bereich rund um 3.500 Punkte herabstürzte. Vom Jahr 2009 bis 2018 stieg der FTSE 100 auf ein neues Allzeithoch, was seit dem 12.01.2018 bei 7.792,56 Punkten liegt. Durch Unabwägbarkeiten durch den Brexit und die weltweite Coronapandemie wurde der Anstieg in den folgenden Monaten gestoppt. Seitdem schaffte es der Index im Jahr 2020 und 2021 nicht auf ein neues Allzeithoch. Damit bildet er eine Ausnahme im Gegensatz zu vielen weiteren Indizes auf der Welt.

Wie bildet sich der FTSE 100?

Der FTSE 100 bildet die 100 größten Unternehmen ab, die an der London Stock Exchange gelistet sind. Dies ist zugleich eines der Aufnahmekriterien. Die Aktien müssen zudem am Handelssystem SETS (Stock Exchange Electronic Trading Service) in Pfund Sterling oder Euro notiert sein. Zudem bestehen weitere Anforderungen der FTSE. Vier Mal jährlich wird der FTSE 100 überprüft und bei Bedarf neu zusammengestellt. Hierzu werden alle Unternehmen der Londoner Börse anhand ihrer Marktkapitalisierung in eine Reihenfolge gebracht. Ist eine Aktiengesellschaft in dieser Rangfolge auf einen der ersten 90 Plätze hochgerutscht, so steht ihr ein Platz im FTSE 100 zu. Das schwächste bisher gelistete Unternehmen verliert seinen Platz hingegen. Bei einem Abrutschen auf einen Platz 111 oder schwächer muss ein Unternehmen den britischen Leitindex verlassen. Eine Aufnahme ist außerdem nur möglich, wenn der aufzunehmende Konzern die Liquiditätsprüfungen durch die FTSE bestanden hat. Eine außerordentliche Aufnahme am gleichen Tag erhält ein Unternehmen, wenn dieses direkt mit seiner Emittierung bereits 1 % von der gesamten Marktkapitalisierung ausmacht.

Zusammenstellung
Im FTSE 100 sind Unternehmen sämtlicher Branchen gelistet, da eine Spezialisierung nicht gegeben ist. Als Leitindex spiegelt der FTSE 100 die gesamte britische Wirtschaft wider. Der am stärksten vertretene Sektor ist der Bergbau mit gleich acht Konzernen. Gefolgt von Finanzdienstleistern und dem Einzelhandel mit je sechs Unternehmen. Außerdem sind die Luftfahrt und die Versicherungsbranche mit je fünf Aktiengesellschaften vertreten. Die Indexgewichtung im FTSE 100 ist eher unausgewogen. Mit Royal Dutch Shell macht ein Unternehmen gleich 8,77 % vom Index aus und hat daher einen besonders großen Einfluss. Gefolgt von AstraZeneca mit 8,08 % und HSBC, die 6,39 % ausmachen. Außerdem spielt Unilever mit 4,91 % eine gehobene Rolle. British Petrol folgt mit gut 4,01 % Indexgewichtung, sodass fünf Konzerne bereits über 30% des FTSE 100 bewegen können. Kleinere Aktiengesellschaften wie Evraz, Fresnillo, NMC oder Antofagasta mit unter 0,20 % Indexgewichtung spielen im Gegensatz dazu eigentlich keine Rolle. 

Wo kann ich den FTSE 100 handeln?

Im Gegensatz zu herkömmlichen Unternehmen lassen sich von einem Aktienindex nicht einfach Anteile kaufen, weshalb Investoren alternative Finanzprodukte benötigen, um den FTSE 100 zu handeln. Dies geschieht beispielsweise über sogenannte Optionsscheine, CFD-Kontrakte oder ETFs. Optionsscheine sind hierbei die abstrakteste Form der Finanzprodukte. Ein Investor sichert sich die Option, eine Position auf den FTSE 100 in der Zukunft zu kaufen oder zu verkaufen. Steht der Kurs des Index zum Zeitpunkt des Optionsdatums in der richtigen Richtung, so hat der Wert der Investition zugenommen. Ist der Kurs entgegengesetzt der Meinung des Investors gelaufen, so hat der Wert zum Ausführungsdatum stark verloren. Neben den Optionsscheinen mit Ablaufdatum existieren sogenannte Knock-Out-Scheine. Diese gewinnen an Wert, wenn der Kurs in die gewünschte Richtung läuft. Im gegenteiligen Fall verlieren Sie jedoch komplett an Wert, wenn die vorab bestimmte Knock-Out-Schwelle über- oder unterschritten wurde.

Eine zweite Möglichkeit für eine Investition in den FTSE 100 ist der Kauf eines Fonds, auch als ETF bezeichnet. Diese Fonds lassen sich kaufen und zeichnen den Kurs des Index möglichst genau ab. Sie sind deutlich risikoärmer als beispielsweise Optionsscheine, da sie ohne Hebel arbeiten. Ein Investor sollte jedoch darauf achten, dass der Fonds tatsächlich in Aktien investiert, damit im Insolvenzfall ein Gegenwert vorhanden ist. Außerdem ist es wichtig, unter den zahlreichen Anbietern und Angeboten das beste Produkt herauszusuchen. Ein wichtiger Faktor sind hierbei die Gebühren, die für das Management eines Fonds durch den Emittenten erhoben werden. Außerdem sollte darauf geachtet werden, wie hoch das gesamte Fondsvermögen ist, da ein größerer ETF deutlich mehr Sicherheiten bietet als ein Exot mit wenig Kundengeldern.

Eine letzte Variante zum Handel des FTSE 100, die an dieser Stelle genannt werden soll, sind CFD-Kontrakte. Hierbei handelt es sich um eine besondere Form der Investition, die ein Trader speziell mit einem CFD-Broker wie beispielsweise XTB eingeht. Dazu wird ein Kapital eingezahlt, welches dem Trader als Margin dient und eine Sicherheit für den Broker im Verlustfall bedeutet. Der Trader kann auf steigende und fallende Kurse im FTSE 100 setzen und je nach Risikowunsch die Höhe seiner Anteile auswählen. Außerdem lassen sich Einstiege und Ausstiege punktgenau bestimmen, weshalb CFD als sehr transparent und einfach gelten. Dennoch ist der Handel schwierig, da Psyche, Wissen und Moneymanagement eine große Rolle spielen. Neben dem FTSE 100 können je nach Broker weitere Indizes, Rohstoffe, Währungspaare, Edelmetalle oder einzelne Aktien gehandelt werden.

Den FTSE 100 berechnen

Beim FTSE 100 handelt es sich um einen Kursindex, was beschreibt, dass der Kurs immer ohne die ausgeschütteten Dividenden und ohne Kapitalmaßnahmen angegeben wird. Im Gegensatz zu einem Performanceindex wie dem Dax beispielsweise. Der Kursstand des FTSE 100 als kapitalisierungsgewichteter Index berechnet sich aus den Börsenwerten der gelisteten Unternehmen. Die Werte aller Aktien werden summiert und durch die Anzahl dividiert. Hieraus ergibt sich der Kurs in Realtime. Größere Konzerne im Leitindex der britischen Börse bewegen den Kurs somit deutlich stärker als die kapitalschwachen Unternehmen. Neben dem FTSE 100 als Kursindex existieren weitere Berechnungen in Form des FTSE 100 Total Return und des FTSE 100 Net of Tax Index.

Die Handelszeiten des FTSE 100

Der FTSE 100 spiegelt als Leitindex die britische Börse wider, weshalb sich die Handelszeiten an denen der London Stock Exchange richten. Der FTSE 100 wird sekündlich in Realtime berechnet und veröffentlicht. Dies findet zwischen 08:00 und 16:30 Uhr Ortszeit statt, was einer Mitteleuropäischen Zeit von 09:00 bis 17:30 Uhr entspricht. Es ist jedoch möglich, zwischen den offiziellen Handelszeiten in den britischen Leitindex zu investieren. Dies geschieht über spezielle Futures, die auch dann berechnet werden, wenn die offizielle Börse geschlossen ist. Somit können auch nächtliche Auswirkungen auf den FTSE 100 gehandelt werden und es entstehen nur kurze Pausen, zu denen keinen Investitionen möglich sind.

Fazit – wichtiger Index in der Börsenwelt

Die Londoner Börse (LSE) ist einer der wichtigsten Handelsplätze weltweit. Dem FTSE 100, der die 100 wichtigsten Unternehmen an der LSE abbildet, fällt daher eine entsprechend wichtige Rolle an den britischen Finanzmärkten zu. Er ist das beliebteste Börsenbarometer für die britische Wirtschaft und als solcher sowohl für Trader als auch längerfristige Investoren interessant.

Nicht zuletzt aufgrund des Brexit ließ der Index im Vergleich zu anderen Benchmarks performancetechnisch in den letzten fünf Jahren zwar etwas zu wünschen übrig. Langfristig handelt es sich bei der britischen Wirtschaft aber nach wie vor um eine der wichtigsten und mächtigsten Volkswirtschaften der Welt, weshalb der FTSE 100 weiterhin als Beimischung für jedes gut diversifiziertes Portfolio interessant ist.

Für Spekulationen kurzfristiger Natur eignen sich Derivate wie Optionen, Futures oder CFDs auf den FTSE 100. Wer hingegen ein längerfristiges Investment in die britische Wirtschaft sucht, für den ist beispielsweise ein ETF wie der iShares Core FTSE 100 UCITS ETF interessant.

Meist gestellte Fragen:

Was sind die Top 5 Unternehmen im FTSE 100?

Die aktuell fünf größten Unternehmen im FTSE 100 sind Royal Dutch Shell, AstraZeneca, HSBC, Unilever und BP. Sie machen zusammen bereits über 30% des Index aus.

Wie kann ich in den FTSE 100 investieren?

Um in den FTSE 100 zu investieren, sind ETFs die beste Wahl, wenn Sie langfristig investieren möchten. Alternativ können Sie sich auch einzelne Aktien aus diesem Index herauspicken. Für kurzfristigere Spekulationen und Trades sind Derivate wie Optionen, Futures und CFDs am besten geeignet.

Lohnt sich ein Investment in den FTSE 100?

Ja, ein Investment als Teil eines gut diversifizierten Portfolios kann sich lohnen. Die britische Wirtschaft ist eine der wichtigsten und einflussreichsten weltweit und ist sowohl für langfristige Investments als auch kurzfristige Trades interessant.

Trader Andre Witzel
Andre Witzel
Gründer & Chefredakteur
Über den Autor: Erfahrener Trader im Bereich Forex, CFDs, Aktien und Futures seit 2013. Über 21.000 Abonnenten auf Youtube und 500 veröffentlichte Trading Videos.
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Reviewed by: Maren Dinges Autorin und Brokerexpertin
Maren ist aktiv im Finanzbereich und redaktioniert bei Trading für Anfänger Themenbereiche wie Portfoliomanagement, Betrug im Anlagensektor und klassische Investitionsmöglichkeiten.
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