Die Investition in Schifffonds ist ein hochspekulatives Geschäft. Vielen Anlegern ist dies jedoch nicht bewusst. Sie werden von Beratern oder Banken des Vertrauens auf den lukrativen Deal hingewiesen und schenken ihr Vertrauen. Was Anleger bei Vertragsabschluss nicht wissen: Es gibt keine Garantie für Renditen beim Abschluss der Investition und noch schlimmer: Totalverluste und Verluste über 90 % der Kapitaleinlage sind nicht ausgeschlossen. Über zwischenzeitliche Renditen darf sich gefreut werden, jedoch zählt am Ende der Kurs des Stichtages und der ist wie der Wellengang auf hoher See unvorhersehbar.
Häufig handelt es sich bei Renditegeschäften mit Schifffonds als Investitionsprojekt um Betrug und Abzocke, da Anleger nicht richtig beraten wurden. Klagen laufen jedoch häufig ins Leere. Warum das so ist und wie die Kapitalanlage funktioniert, erfahren Sie in diesem Beitrag.
3 Handlungsbedarfe im Betrugsfall:
- Regulierungsbehörde über den Betrugsfall informieren.
- Polizeiliche Anzeige aufgeben.
- Einen Anwalt für Hilfestellung konsultieren.
Wie funktioniert die Investition in Schifffonds?
Um das Risiko einer Investition in Schifffonds zu verstehen, ist es zunächst wichtig zu wissen, was ein Schifffonds ist und wie dieser funktioniert. Bei Schifffonds handelt es sich um geschlossene Fonds. Investoren geben Geld für den Bau eines Schiffes in einen Fonds. Sobald der Zielbetrag erreicht ist, wird der Fonds geschlossen und keine weiteren Investoren können beitreten bzw. Gelder fließen. Das erhöht Anleger zusätzlich unter Druck, schnelle Investments zu tätigen, um am Fonds ebenfalls profitieren zu können.
Investoren agieren in Schifffonds als Kommanditisten und haben somit keinen Einfluss auf die Geschäftsführung. Die geschlossenen Fonds werden sowohl am grauen Kapitalmarkt als auch freien Kapitalmarkt gehandelt. Der Vorteil des freien Kapitalmarkts ist es, dass die Fonds durch Aufsichtsbehörden wie die BaFin reguliert werden und so die Sicherheit bereits etwas höher ist, diese hat jedoch keine Auswirkungen auf die zu erwartende Rendite.
Bei Schifffonds geht es weiterhin um langfristige Investitionen, die über einen Zeitraum von 10 bis 25 Jahren abgeschlossen werden. In dieser Zeit haben die Kommanditisten Verbindlichkeiten zu erfüllen. Ein Ausstieg aus dem Vertrag ist zwar möglich, jedoch erst nach 5 Jahren der Beteiligung und auch dann können noch Verbindlichkeiten in Höhe der Haftsumme geltend gemacht werden. Zu beachten sei jedoch auch, dass es nicht möglich ist, die Beteiligung jederzeit zu verkaufen. Hohe Renditen einfach mal so mitnehmen und aus dem Investment aussteigen, ist keine Option.
Das führt dazu, dass Anleger ein unternehmerisches Risiko bei der Investition in Schifffonds eingehen und auch Totalverluste hinnehmen müssen, sofern diese eintreten. Feste Verzinsungen und Rückzahlungen gibt es ebenfalls nicht und auch auf die Rahmenbestimmungen der Investition haben die Kommanditisten kaum Einfluss. Das Vertragswerk ist bereits vorformuliert und kann nur noch unterschrieben werden. Diskussionen, Anpassungen und Mitbestimmungen gibt es nicht.
Welchen Einfluss haben Kommanditisten auf die Investition in Schifffonds?
Die Problematik hinter Schifffonds ist es, dass Kommanditisten nahezu keinen Einfluss auf ihre Investition haben. Beim Trading können Gewinne jederzeit gesichert und jederzeit aus einem risiko- und verlustreichen Geschäft ausgetreten werden, ohne weitere Verbindlichkeiten erfüllen zu müssen. Das ist bei Schifffonds nicht möglich und genau das macht bei der langen Zeit der Investition ein hohes Risiko aus.
Wann handelt es sich um Schifffonds Betrug?
Die Problematik an der Investition in Schifffonds ist zunächst, dass Schifffonds keine illegalen Geschäfte darstellen. Die Vertragsgegenstände sind Gläubigern und Schuldnern von Tag Eins bekannt. Die meisten Anleger bringen jedoch nicht das notwendige Wissen der Kapitalanlage mit, um das Risiko hinter der Investition zu verstehen. Eine 10 bis 25 Jahre anhaltende Investition ist nicht greifbar und so lassen sich Anleger meist unerfahren auf den Deal ein, nach dem Motto: Wird schon schiefgehen.
Schwierig wird es jedoch, wenn die Erwartungen nicht mit der Realität übereinstimmen. Anleger fühlen sich verraten und betrogen. Das ist jedoch in den wenigsten Fällen der Fall, weshalb es schwer ist, Forderungen geltend zu machen. Um Anlagebetrug handelt es sich nur, wenn sich Dritte durch Täuschung an den Geldern der Anleger bereichert haben. Das würde bedeuten, dass das Geld nie in den Bau eines Schiffes floss. Das ist jedoch meistens der Fall. Weiterhin kann eine falsche Beratung einen Fall von Anlagebetrug darstellen. Diese Betrugsmasche muss jedoch zunächst bewiesen werden und hier beginnt die Problematik. Die Investition liegt jedoch mehrere Jahre zurück. Das macht die Nachverfolgung schwerer. Ist die Beratung über eine Institution wie eine Bank erfolgt, haben Anleger bessere Chancen auf Gerechtigkeit, jedoch auch dann müssten die Bankberater wissentlich rechtswidrig gehandelt haben, indem sie maßgebliche Informationen nicht offengelegt haben.
Was tun bei Abzocke durch Schifffonds Betrug?
Wie Sie bereits merken, ist die Investition in einen Schifffonds eine heikle Angelegenheit. Noch schwieriger wird es die Betrüger zur Rechenschaft zu ziehen. Sind die Initiatoren die Schiffsunternehmen selbst, können diese überprüft werden. Wurden Sie hingegen von lizenzierten Finanzberatern oder Banken beraten, beginnt ein langwieriger Prozess von Vergleichen. Die gute Nachricht: Sie sind nicht allein. Handelt es sich um Betrug werden gleich mehrere Anleger, die im Schifffonds investiert sind, gegen diesen klagen. Sammelklagen besitzen eine höhere Tragweite, sind im Interesse der Öffentlichkeit und haben höhere Erfolgsquoten. Externe Hilfe benötigen Sie dennoch.
Klagen einreichen mithilfe eines Anwalts
Hilfestellung erhalten Sie von einem Anwalt, der sich auf diese Art von Fällen spezialisiert hat. Ein passender Anwalt sollte sich im Kapitalrecht, Anlagebetrug und bestenfalls auch im Schifffahrtsrecht auskennen, wobei letzteres optional ist. Anwälte agieren als längerer Hebel des Rechtssystems und können als Rechtsorgan Ihren Fall übernehmen und Sie bei Klagen sowie Schadensersatzforderungen und Vergleichen unterstützen. Weiterhin nehmen Anwälte eine beratende Funktion ein. Die Ausfallsrisiken von Investitionen und Erfolgsquoten des Falles können prognostiziert werden. Bestenfalls richten Sie sich an einen Anwalt, der die Sammelklagen aller im Fonds investierten Kommanditisten aufnimmt und diese vertritt.
Sollten Sie eine Rechtsschutzversicherung besitzen, können Sie auch diese kontaktieren. Das senkt die Kosten, die zunächst auf Sie zukommen. Sollten diese jedoch keinen Fachanwalt stellen, sei zu hinterfragen, ob dies die richtige Wahl ist. Generell gilt jedoch, dass Sie zunächst Geld verloren haben und das Ziel verfolgen, Gelder zu sichern. Das gilt in Eigeninitiative nur selten. Mit Anwälten im Rücken haben Sie deutlich mehr Chancen auf einen positiven Verlauf des Rechtsfalls.
Kann ich Schadensersatz fordern?
Schadensersatzansprüche sind das erste, was geprüft wird, wenn es um Betrugsfälle geht. Genau hier laufen Kommanditisten jedoch gegen stabile Wände. Sie müssten frühzeitig erkennen, dass es sich um einen Betrug gehandelt hat. Zwar laufen die Verträge 10 bis 25 Jahre, die Schadensersatzansprüche verjähren jedoch bereits nach 10 Jahren. Die Verjährungsfrist zählt nicht ab dem Datum, an welchem der geschlossene Fonds abgeschlossen ist, sondern ab dem Zeitpunkt der Unterschrift, mit welcher Sie sich für eine Teilnahme am Schifffonds ausgesprochen haben. Das bedeutet im Klartext: Noch während Sie in den Fonds investieren, verjähren Ihre Ansprüche. Schadensersatz kann dann nicht mehr geltend gemacht werden, egal wie gravierend die Einbrüche waren und wie offenkundig es sich um Betrug handelt.
Sicherer Geld investieren: Investitionen in Fonds sicher gestalten – Checkliste
Die Investition in Schifffonds ist nicht immer rechtswidrig. Anders als beim Trading können Sie jedoch nicht auf die Anbieterwahl achten und so unlizenzierte Broker oder unregulierte Broker aussparen. So einfach sind die Vergleichskriterien nicht. Aufgrund der länge der Investitionszeit sollte diese Investition jedoch wohl überlegt sein. Wir haben für Sie wichtige Kriterien für die Auswahl von Schifffonds gesammelt, welche Sie bei einer sicheren Entscheidungsfindung unterstützen sollten. Lassen Sie einen fachkundigen Anwalt auch unbedingt noch einmal über den Vertrag schauen, bevor Sie diesen bindend für mehrere Jahre unterzeichnen.
Zunächst muss Ihnen zudem klar sein, dass es verschiedene Arten von Schifffonds gibt. Es lässt sich in Einzelschiffe mit mittelfristigen Charterverträgen investieren, in Einzelschiffe für touristische Fahrten, sowie Flotten mit ähnlichen oder unterschiedlichen Schiffen. Zudem gibt es jene Schifffonds mit welchen Sie direkt in Dachfonds investieren. Jedes Investment untersteht einem anderen Risiko.
Folgende Kriterien sind bei der Auswahl von Schifffonds zu beachten:
- Gewinnbeteiligungen sollten verhältnismäßig sein
- Kostenkalkulationen für den Schiffsbau sollten realistisch sein
- Geplante Anschlusscharterraten müssen erreichbar sein
- Einstandspreise des Schiffes sollten dem Qualitätsstandard entsprechen und verhältnismäßig sein
Diese Kriterien sind für Laien schwer zu überblicken. Neben einem Anwalt sollten Sie sich noch einen Experten im Schiffsbau zur Hand nehmen, der Sie auf die wichtigsten Kriterien bei der Auswahl hinweist. Dies alles ist Ihnen zu risikoreich, da Sie sich auf die Expertise Dritter verlassen müssen? Dann ist die Investition in Schifffonds nicht die richtige für Sie. Alternativ können Sie über regulierte Broker auch in Fonds investieren, die in verschiedene Branchen wie der Schifffahrtsbranche investieren. Ausstiege sind jederzeit möglich und Verbindlichkeiten bestehen nur so lange, wie Sie investiert sind. Kommanditist sind Sie so nicht und die prognostizierte Rendite mag geringer ausfallen, jedoch können Sie das Risiko Ihrer Investition aktiv managen. Bei Schifffahrtsfonds sind Sie Ihrem Schicksal und der Entwicklung am Markt ausgeliefert und haben keinen Einfluss auf die Wertschöpfung des Investitionsprojekts.
Fazit: Schifffonds sind nur für wenige ein gutes Investment
Telefonanrufe oder Spam Nachrichten mit schlechten Nachrichten können Sie noch 10 Jahre nach Ihrer Investition ereilen und Sie haben das Geld verloren. Geld zurückholen, ist jedoch schwer. Die Investition in Schifffonds ist nur für eine kleine Gruppe an Anlegern gedacht. Diese sollten sich dem Risiko der Investition bewusst sein und sowohl den Kapitalmarkt als auch den Bau eines Schiffes überblicken können, um die Tragweite der Investitionsentscheidung langfristig abschätzen zu können. Kleine Privatanleger können mittlerweile auf andere Anlageoptionen zurückgreifen, um ihr Geld gewinnbringend anzulegen. Geschlossene Fonds haben natürlich den Charme, dass nur ein ausgewähltes Publikum am Gewinn beteiligt wird und so die Renditen höher ausfallen, doch das gilt auch für Verluste.
Zum Ausprobieren empfehlen sich offene Fonds, in welchen Sie Ihr Risiko verwalten können. Das geht über einen Broker. Und wer sich für die Seefahrt interessiert, kann in passende Fonds investieren und auch so vom Marktgeschehen profitieren. Im Falle eines Betruges können Sie sich jederzeit an einen Anwalt wenden.
Häufige Fragen & Antworten zum Thema Schifffonds Betrug:
Eignet sich die Investition in einen Schifffonds als alternative Altersvorsorge?
Schifffonds sind in der Regel für die Altersvorsorge ungeeignet, da keine Garantie für Gewinne besteht. Es könnte eine Finanzspritze darstellen, das Risiko der Investition wird jedoch zu hoch eingestellt. Private Rentenversicherungen sowie Sparpläne auf offene Fonds können Alternativen darstellen. Bei Schifffonds sind die Rahmenbedingungen zu stark fixiert, um sich auf ein gewinnbringendes Invest verlassen zu können. Ein Urteil des Landesgerichtes Heilbronn zeigt zudem, dass die Empfehlung von Schifffonds als Altersvorsorge rechtswidrig war.
Welche Informationen liegen mir bei Vertragsabschluss eines Schifffonds vor?
Kennzahlen, die eine Investition in Schifffonds einordnen lassen, sind unter anderem die im Vertrag enthaltenen Bestandteile, jedoch auch Leistungs- und Kostenübersichten, durchgeführte Marktanalysen, Verkaufsprospekte, weiterführende Investitionsinformationen der BaFin oder einer anderen Aufsichtsbehörde und Leistungsbilanzen. Diese Informationen sind betriebswirtschaftlich zu überprüfen und können auch von Gutachtern auf Echtheit kontrolliert werden.
Sind Schifffonds steuerlich lukrativ?
Schifffonds zählen zu Einnahmen aus Gewerbebetrieb, sofern Renditen erwirtschaftet werden. Entsprechende Steuerfreibeträge und Bewertungsabschläge können sich positiv auf die eigene Steuerlast auswirken und sind ein beliebtes Mittel für Steuerbegünstigungen. Doch auch hier gibt es einen Haken. Wer seine Beteiligung am Schifffonds innerhalb von 5 Jahren verkauft, bleibt auf Verbindlichkeiten setzen, die steuerlichen Vorteile entfallen jedoch vollständig und das nachträglich und somit über den gesamten Geltungszeitraum.