Trader Andre Witzel
Geschrieben von: Andre Witzel
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Überprüft von: Maren Dinges
Finanzierung

Die Liquidität gibt an, ob ein Unternehmen seinen Zahlungsverpflichtungen nachkommen kann. Diese Verpflichtungen können laufende Kosten wie Gehälter aber auch offene Rechnungen sein. Die Liquidität bezieht sich hier vor allem auf Barreserven oder andere Bestände, die sich schnell in Cash umwandeln lassen. Ist das Unternehmen in diesem Bereich gut aufgestellt spricht man von einer „solventen“ (d.h. zahlungsfähigen) Firma. Das Gegenteil wäre die Insolvenz.

Die flüssigen Mittel eines Unternehmens lassen sich schnell in der Bilanz erkennen – sie sind im Umlaufvermögen zu finden. Hierzu zählen vor allem:

  • Bargeld
  • Schecks
  • Guthaben, beispielsweise bei Banken

Die Liquidität ist somit auch für Aktionäre, Trader und Anteilseigner eine wichtige Bezugsgröße, um eine Firma analysieren zu können. Hierfür werden meist verschiedene Kennzahlen herangezogen. Welche das sind, wie sie berechnet werden und warum auch eine zu hohe Liquidität nicht gut ist, behandeln wir in diesem Artikel.

Die Liquidität von Unternehmen:

  • Ein Unternehmen ist dann liquide, wenn es allen Zahlungsverpflichtungen nachkommen haben.
  • Liquide Mittel sind immer ungebunden und beziehen sich vor allem auf Barreserven.
  • Neben Bargeld können auch Schecks, Guthaben und Tagesgeld liquide Mittel darstellen.
Die Liquidität eines Unternehmens einfach erklärt - Infografik

Die Bedeutung der Liquidität

Man kennt es aus dem Privatleben – wenn die laufenden Kosten nicht mehr bezahlt werden können, hat man ein ziemliches Problem. Da verwundert es nicht, dass das auch im Geschäftsleben ein wichtiges Kriterium ist. Banken prüfen daher ein Unternehmen auf Mark und Bein, bevor sie einen Kredit vergeben – schließlich leben sie von der Bezahlung der Zinsen. Auch angehende Aktionäre sollten Bescheid wissen, wie flüssig ein Unternehmen ist, um ein böses Erwachen zu vermeiden.

Merke:
Eine gute Liquidität kommt natürlich vor allem dadurch zustande, dass das Unternehmen generell ordentlich wirtschaftet. Ein hoher Umsatz und möglichst niedrige Kosten sind immer zwei gute Merkmale für ein solventes Unternehmen. Gleichzeitig ist auch eine durchdachte Firmenpolitik in den Bereichen Gewinnausschüttungen oder Kapitalerhöhungen nötig, um für ausreichend „flüssige Mittel“ zu sorgen.

Intern wird die Zahlungsfähigkeit meist über sogenannte Finanzpläne sichergestellt. Diese sollen mögliche Schwierigkeiten rasch aufdecken und beheben. Dies geht aber nur anhand von internen Informationen, die außenstehenden Kapitalgebern nicht zur Verfügung stehen. Mittels Kennzahlen können diese aber trotzdem ein genaues Bild über die Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens bekommen. Diese werden meist anhand der Bilanzen berechnet – die so ermittelte Liquidität gibt also immer die Vergangenheit und nicht die aktuelle Ist – Situation des Unternehmens wieder.

Was bedeutet Liquidität im Trading?

Unter Liquidität im Trading versteht man wie viele Käufer oder Verkäufer zu einem bestimmten preis breit sind zu handeln. Dies wird durch Limit Orders im Orderbuch angezeigt. Es gibt beispielsweise Märkte mit wenig Liquidität was in ein geringes Handelsvolumen resultiert.

Märkte mit geringer Liquidität benötigen nur wenige Orders, um eine Preisänderung herbeizuführen. Bei Märkten mit hoher Liquidität gibt es ein höheres Handelsvolumen und das Asset wird mehr gehandelt als bei inliquiden Märkten.

Drei Grade der Liquidität

Die Liquidität eines Unternehmens wird auf drei Arten (auch Grad genannt) berechnet. Jeder Grad bezieht andere Parameter in die Rechnung mit ein. Somit hat man am Ende ein ganzheitliches Bild über die finanzielle Situation des Unternehmens.

Drei Grade der Liquidität - Infografik

1. Die Liquidität ersten Grades

Die Liquidität des ersten Grades wird auch Barliquidität oder cash ratio genannt. Die Berechnung ist denkbar einfach – es werden die oben genannten flüssigen Mittel mit den kurzfristigen Verbindlichkeiten ins Verhältnis gesetzt. Mit kurzfristigen Verbindlichkeiten sind vor allem Schulden mit einer Laufzeit bis zu einem Jahr gemeint. Da am Ende eine Prozentzahl herauskommen soll, wird das Ergebnis am Ende mit 100 Prozent multipliziert.

Die Formel lautet also wie folgt:

Liquidität des ersten Grades: flüssige Mittel / kurzfristige Verbindlichkeiten x 100 %

Bei einem Wert über 100 % können alle kurzfristigen Verbindlichkeiten mit den flüssigen Mitteln gedeckt werden. In der Praxis liegt die Liquidität ersten Grades aber meist bei 20 oder 30 %. Das ist aber kein Grund zur Sorge, da auch andere Posten der Bilanz (Forderungen oder Vorräte) zur Begleichung von Schulden herangezogen werden können.

2. Liquidität des zweiten Grades

Der zweite Grad der Liquidität ist auch unter den Beinamen einzugsbedingte Liquidität oder quick ratio bekannt. Die Formel ist ähnlich zur oben beschriebenen, allerdings werden hier noch die kurzfristigen Forderungen zu den flüssigen Mitteln hinzugerechnet. Analog zu den kurzfristigen Verbindlichkeiten haben auch diese Forderungen eine Laufzeit von ungefähr einem Jahr. Die Formel sieht also folgendermaßen aus:

Liquidität des zweiten Grades:

flüssige Mittel + kurzfristige Forderungen / kurzfristige Verbindlichkeiten x 100 %

Hiermit wird also überprüft, zu welchem Anteil auch die kurzfristigen Forderungen zur Liquidität beitragen. Ein gutes Ergebnis liegt hier in der Spanne zwischen 100 und 120 %. Ein Wert darunter kann auf verschiedene Probleme (beispielsweise mit dem Absatz der Produkte) hinweisen.

3. Liquidität des dritten Grades

Auch die Liquidität des dritten Grades hat zwei weitere Namen: umsatzbedingte Liquidität oder current ratio. Hier werden aufbauend auf den zweiten Grad noch die Vorräte zu den liquiden Mitteln hinzugerechnet. Wie gewohnt werden die kurzfristigen Verbindlichkeiten anschließend durch die neu berechneten liquiden Mittel geteilt. In der Praxis sieht das dann so aus:

Liquidität des dritten Grades:

Flüssige Mittel + kurzfristige Forderungen + Vorräte / kurzfristige Verbindlichkeiten x 100 %

Ein Wert von 120 % gilt hier als optimal. Ein Wert darunter kann wieder auf Probleme beim Verkauf der Produkte hindeuten. Liegt die errechnete Zahl höher als 120, müssen sich die Controller des Unternehmens fragen, ob zu viel im Lager liegt und das Kapital somit (sinnlos) gebunden ist.

Liquidität zu hoch oder zu niedrig – die Folgen

Die Folgen einer zu niedrigen Liquidität sind einfach abzusehen. Schulden und Verpflichtungen können nicht mehr bedient werden, was im schlimmsten Falle dazu führt, dass wichtige Anlagen oder Güter verkauft werden müssen. Dann kann aber auch nicht mehr ausreichend produziert werden, was wiederum die Rentabilität schwächt. Diesen Teufelskreislauf kann sicher auch ein BWL – Laie nachvollziehen.

Aber was ist nun mit einer zu hohen Liquidität? Was kann falsch daran sein, viel Geld auf der Bank zu haben? Zu viel Liquidität deutet vor allem daraufhin, dass im Unternehmen Geld „nutzlos“ herumliegt. Anders formuliert: Die Eigenkapitalgeber erwarten sich eine Verzinsung des von ihnen eingesetzten Kapitals.

Das kann aber nur dadurch passieren, dass mit dem Geld investiert wird. Somit erwirtschaftet das Geld sozusagen die Rendite. Liegt dieses aber nur im Unternehmen, leidet die Rentabilität. Ebenfalls sollten auch Forderungen und Vorräte nicht exorbitant vorhanden sein. Auch bei der Liquidität ist also eine goldene Mitte richtig und wichtig.

Weitere Kennzahlen

Ein Unternehmen kann noch mit weiteren Kennzahlen seine eigene Liquidität messen. Diese werden im Folgenden kurz dargestellt:

BegriffErklärung
Dynamischer LiquiditätsgradHierbei werden voraussichtliche Eingänge und Ausgänge von Zahlungen mit einberechnet. Diese werden wiederum mit den kurzfristigen Verbindlichkeiten ins Verhältnis gesetzt.
Working Capital: Hier spricht man von der Summe aus Vorräten und Forderungen, von der die kurzfristigen Verbindlichkeiten abgezogen werden.
Working Capital Ratio: Dabei wird das komplette Umlaufvermögen des Unternehmens durch die kurzfristigen Verbindlichkeiten geteilt.

Welchen Einfluss hat Liquidität im Trading?

Die Liquidität eines Marktes hat einen recht großen Einfluss auf das Trading von Vermögenswerten. Denn die Liquidität des Marktes beeinflusst, wie stark Preise schwanken können. Daher hier eine kurze Erklärung, wie sich ein liquider Markt und ein illiquider Markt auf Ihr Trading auswirken. 

Man spricht dann von einem liquiden Markt, wenn es eine große Anzahl von Marktteilnehmern gibt und/oder ein hohes Handelsvolumen besteht. Bei einem liquiden Markt können Sie sich auf stabilere Preise verlassen. Denn dort ist die Geld-Brief-Spanne (auch Spread genannt) gering, was bedeutet, der Preis zu dem Käufer bereit sind zu kaufen und der Wert zu dem Verkäufer bereit sind zu verkaufen, liegt nahe beieinander. Größere Schwankungen bei den Preisen werden dadurch ausgeschlossen, was das Handeln einfacher und risikoärmer macht. 

Auf einem illiquiden Markt dagegen gibt es nur wenige Marktteilnehmer, dadurch vergrößert sich die Geld-Brief-Spanne. Das hat zur Auswirkung, dass größere Transaktionen den Handelspreis stark beeinflussen und dadurch höhere Ausführungspreise entstehen. Da auf illiquiden Märkten eher weniger Handelsteilnehmer zu finden sind, können auch die Transaktionskosten steigen. Denn es ist schwieriger, einen passenden Handelspartner zu finden, der den Vermögenswert kaufen beziehungsweise verkaufen möchte. 

Ob es sich um einen liquiden oder illiquiden Markt handelt, hängt von verschiedenen Faktoren ab, von denen wir einige bereits genannt haben. Einige der wichtigsten Faktoren sind:

  • Das Handelsvolumen
  • Die Anzahl der Marktteilnehmer
  • Die Geld-Brief-Spanne
  • Die Marktöffnungszeiten

Ein Blick auf diese Aspekte, kann Ihnen verraten, ob es sich um einen liquiden oder illiquiden Markt handelt. Ein hohes Handelsvolumen, eine große Anzahl von Markteilnehmern und eine enge Geld-Brief-Spanne, sind gute Hinweise auf einen liquiden Markt. Auch die Öffnungszeiten können einen Einfluss darauf haben und dazu führen, dass Märkte zu bestimmten Zeiten liquider sind, weil das Handelsvolumen und die Zahl der Marktteilnehmer dann steigen. 

Aus diesen Gründen bevorzugen die meisten Trader den Handel auf liquiden Märkten, da dort Preise weniger Schwankungen unterliegen und meist günstiger durchgeführt werden können. Illiquide Märkte dagegen bringen einige Probleme mit sich und sollten insbesondere von Anfängern besser gemieden werden. Bei der Erstellung Ihrer Handelsstrategie ist die Liquidität des Marktes einer der wichtigsten Faktoren, die Sie berücksichtigen sollten. 

Fazit über die Liquidität

Neben der Eigenkapitalquote ist die Liquidität eine der wichtigsten Kennzahlen, um die wirtschaftliche Situation eines Unternehmens zu ermitteln. Auch Anleger sollten sich mit den verschiedenen Kennzahlen in jedem Fall beschäftigen, bevor sie die Aktien eines Unternehmens kaufen. Zwar sind die Zahlen in der Bilanz sehr gut zu finden, allerdings können diese immer nur die Vergangenheit abbilden. Nichtsdestotrotz sollte das bei den meisten Unternehmen ausreichen. Das Gute daran: Die Liquidität ist nicht nur wichtig, sie ist noch dazu kinderleicht zu berechnen. Viel Spaß beim Analysieren der Unternehmen.

Trader Andre Witzel
Andre Witzel
Gründer & Chefredakteur
Über den Autor: Erfahrener Trader im Bereich Forex, CFDs, Aktien und Futures seit 2013. Über 21.000 Abonnenten auf Youtube und 500 veröffentlichte Trading Videos.
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Geschrieben von: Andre Witzel Gründer & Chefredakteur
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Reviewed by: Maren Dinges Autorin und Brokerexpertin
Maren ist aktiv im Finanzbereich und redaktioniert bei Trading für Anfänger Themenbereiche wie Portfoliomanagement, Betrug im Anlagensektor und klassische Investitionsmöglichkeiten.
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